Politik/Ausland

First Daughter mit Startproblemen

Für Angela Merkel ist es ein Heimspiel. Ob sie denn Feministin sei? "Wenn Sie finden, dass ich eine bin, bitte", sagt sie; der Saal lacht und johlt.

Ivanka Trump, zwei Sitze neben ihr, hat es beim G20-Frauenrechte-Treffen in Berlin weniger leicht. "In welcher Rolle sind Sie denn hier?", fragt die Moderatorin ein bisschen süffisant. Als Feministin? Als Unternehmerin? Oder als First Daughter, wie selbst das offizielle Programm die Tochter des US-Präsidenten ankündigt?

Trump lächelt. "Die Rolle ist für mich noch neu", sagt sie; mehr nicht. Wie neu und schwierig die tatsächlich ist, wird im Laufe der Diskussion immer klarer: Hier sitzt zwar die Tochter des einflussreichsten Mannes der Welt bei ihrem ersten Auslands-Auftritt – doch das setzt sie nicht mit der geballten Macht neben ihr gleich. Erarbeitete Macht versus ererbte, könnte man sagen: Königin Maxima der Niederlande ist ja nicht nur Monarchin, sondern war als Wirtschaftswissenschaftlerin erfolgreich; Christine Lagarde war früher Ministerin, ist jetzt IWF-Chefin; und Merkels Aufstieg von der Pastorentochter zur mächtigsten Frau der Welt ist ohnehin bekannt.

Im Namen des Vaters​

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Dass Ivankas Rolle speziell ist, hat Merkel sicherlich einkalkuliert, als sie die 35-Jährige kürzlich bei ihrem Washington-Besuch nach Berlin einlud. Viel war spekuliert worden, wie die zwei miteinander umgehen; schließlich gibt es da das missratene Foto aus dem Weißen Haus, wo Ivanka neben der Kanzlerin sitzt – Merkel sieht darauf, gelinde gesagt, irritiert aus.

Solche Bilder vermeidet sie heute – im Duo posiert sie mit Trumps Tochter aber auch nicht: Ihr Andocken an den US-Präsidenten über die Hintertür, über dessen "First Whisperer", also die erste Einflüsterin, soll ja nicht wie Anbiederung wirken.

"Habe die Kritik gehört"

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Im Gegenteil. Ivanka ist heute diejenige, die die Irritation spürt: Während Merkel unter Applaus mit Fachtermina zur Gleichstellung der Frau um sich wirft, muss sie die Politik ihres Vaters verteidigen. Wie sie zu dessen durchaus fragwürdigen Aussagen über Frauen stehe? "Ich habe die Kritik daran gehört", sagt sie. Aber er sei "fest davon überzeugt, dass Frauen das Können besitzen, ihren Job genauso gut wie Männer zu machen." Tausende Frauen könnten das bezeugen.

Das Publikum will ihr das nicht so recht glauben, immer wieder kommen Zwischenrufe. Nicht mal der Umstand, dass sie ein erfolgreiches Unternehmen führte, hilft – "nicht alle haben einen erfolgreichen Vater", stichelt Kanadas Außenministerin Chrystia Freeland, die neben ihr sitzt.

Trump selbst hat freilich einen unerschütterlichen Glauben an seine Tochter. "Ich bin stolz auf Ivankas Führungsqualität", richtete er ihr aus – via Twitter.