Politik/Ausland

Was sind "alternative Fakten"?

In der Kontroverse um die angeblich falsche Medienberichterstattung über die Zahl der Zuschauer bei der Vereidigung von US-Präsident Donald Trump hat dessen Spitzenberaterin Kellyanne Conway nachgelegt. Conway rechtfertige gegenüber dem Sender NBC die Äußerungen von Trumps Sprecher Sean Spicer am Sonntag damit, dieser habe "alternative Fakten" präsentiert.

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Spicer hatte zuvor bei seiner ersten Presseunterrichtung im Weißen Haus von einer "absichtlich falschen Berichterstattung" der Medien gesprochen. "Das war die größte Zuschauerzahl, die jemals einer Amtseinführung beigewohnt hat", sagte er. "Punkt." Die Versuche, die Begeisterung bei Trumps Amtseinführung zu schmälern, seien "beschämend und falsch". Er drohte gar damit, die Medien dafür "zur Rechenschaft zu ziehen".

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Trump selbst warf den US-Medien am Samstag vor, über die Zahl der Zuschauer bei seiner Vereidigung gelogen zu haben. Er habe am Freitag am Kapitol, dem Sitz des US-Kongresses, "eine Million, eineinhalb Millionen Menschen" gesehen. Die Medien hätten aber einen Bereich gezeigt, "wo praktisch niemand stand", und behauptet, er habe nicht viele Zuschauer angezogen.

https://twitter.com/realDonaldTrump/status/823151124815507460
Donald J. Trump (@realDonaldTrump

Die Behörden in Washington hatten nach der Amtseinführung keine offiziellen Teilnehmerzahlen herausgegeben. Auf Fernsehbildern war jedoch zu sehen, dass die Fläche zwischen dem Kapitol und dem Washington Monument nicht vollständig gefüllt war. Vergleichsbilder zeigten zudem, dass deutlich weniger Menschen anwesend waren als bei Barack Obamas Amtseinführung 2009.

https://twitter.com/nytpolitics/status/822554305962135553
NYT Politics (@nytpolitics

Zudem kritisierte Conway wie schon zuvor Spicer einen Medienbericht, dem zufolge eine Büste des US-Bürgerrechtlers Martin Luther King Jr. nach Trumps Amtsantritt aus dem Oval Office entfernt worden sei. Der Bericht war kurz nach der Veröffentlichung am Freitagabend als falsch zurückgezogen worden. Trump hat erklärt, er befinde sich in einem Krieg mit den Medien.

US-Verfassungsrechtler wollen eine Klage gegen Präsident Donald Trump im Zusammenhang mit seinen Geschäftsinteressen einreichen. Sie werfen dem neuen Staatsoberhaupt vor, dass Einkünfte seiner Hotels und anderer Geschäfte gegen eine Klausel verstoßen, wonach Amtsträger keine Geschenke oder Nebeneinkünfte von ausländischen Regierungen annehmen dürfen, berichtete die New York Times am Sonntag.

"Das ist reine Schikane zu politischen Zwecken, und, ehrlich gesagt, finde ich das sehr, sehr traurig."


Die liberale Überwachungsorganisation fürchtet demnach Einflussnahme ausländischer Mächte auf die US-Politik. Präsidentensohn Eric Trump, der dem Familiengeschäft als Vizepräsident vorsteht, wehrte sich gegen die Vorwürfe. "Das ist reine Schikane zu politischen Zwecken, und, ehrlich gesagt, finde ich das sehr, sehr traurig", sagte er in einem Interview am Sonntag.

Donald Trumps Anwälte argumentierten unterdessen, die Klausel beziehe sich auf besondere Zuwendungen oder Geschenke, aber nicht auf die reguläre Bezahlung eines Hotelzimmers. "Als die Verfassung aufgesetzt wurde, hätte niemand gedacht, dass es sich bei der Bezahlung einer Hotelrechnung um Nebenbezüge handelt", sagte Sheri A. Dillon diesen Monat bei einer Pressekonferenz.