Bayerns Grüne im Höhenflug – und bald auf der Regierungsbank?
Es wäre eine kleine Sensation: Wenn eine Partei wie die Grünen in Bayern zweitstärkste Kraft wird. In den Umfragen sieht es derzeit gut aus. Mit 17 Prozent rangieren sie gleich hinter der CSU auf einem Rekordwert. Sollte ihnen das im Oktober gelingen, hätten sie durchaus Chancen auf einen Platz auf der Regierungsbank - diesen werden die Christsozialen aller Wahrscheinlichkeit nach teilen müssen - die absolute Mehrheit liegt in weiter Ferne, derzeit liegt die Partei bei historisch tiefen 37 Prozent.
Aktuell profitieren die bayerischen Grünen vom harten CSU-Kurs, der liberalen Konservativen zuwider ist und der Mobilisierungspotenzial bietet. Zudem haben sie ein Duo an der Spitze, das ähnlich wie die Bundesparteichefs wenig von Flügel-Arithmetik hält. Bayerns Spitzenkandidatin Katharina Schulze wird in der CSU „geachtet und gefürchtet“, schrieb der Tagesspiegel über die 33-Jährige, die auch Grünen-untypische Felder besetzt: Sie ist Expertin für Innere Sicherheit, organisiert Polizeikongresse und schafft den Spagat zwischen Kritik und Lob. Sie lehnt das von der CSU eingeführte Polizeiaufgabengesetz ab, es schränke Freiheitsrechte ein, – „dabei ist Bayern sicher, auch dank der guten Arbeit der Polizei“, rief sie zuletzt bei einer Großdemonstration in München. Solche Töne sind ungewöhnlich, öffneten aber Türen.
Was ebenfalls zieht: Die Grünen setzen auf Themen wie Flächenfraß – also gegen zu viel Beton und wenig Natur, dem stimmen Landwirte wie Großstadthipster zu. Beim Thema Flüchtlinge mahnen sie zu maßvoller Rhetorik und Humanität, was für SPD und CSU schwieriger ist, da beide mit der AfD um Wähler buhlen. Dennoch könnten die Grünen unter bestimmten Voraussetzungen mit der CSU zusammenarbeiten. Ihre Partei sei grundsätzlich gesprächsbereit, erklärte Katharina Schulze kürzlich im WDR. „Wenn die CSU aber weiter auf ihrem antieuropäischen Kurs schwimmt, wird es sehr, sehr schwierig.“