Politik/Ausland

Kurz trifft indischen Friedensnobelpreisträger

Die Flüchtlingskrise in Europa holt Außenminister Sebastian Kurz auch bei seiner viertägigen Indien-Reise ein. Er habe das Thema mit Indiens Außenministerin Sushma Swaraj "sehr ausführlich" besprochen, sagte Kurz nach dem 4-Augengespräch zu Journalisten. Es bestehe nämlich sehr großes Interesse an der Flüchtlingsproblematik, insbesondere deshalb, weil aus geopolitischer Sicht in Indien die "große Sorge" bestehe, dass Europa mit der Flüchtlingskrise "überfordert" sein könnte, sagte Kurz.

Als weiteren Gesprächspartner trifft der Außenminister den indischen Friedensnobelpreisträger von 2014, Kailash Satyarthi - ein Kinderrechts-Aktivist. Auch hier geht es um Aspekte der Flüchtlingsproblematik. Satyarthi hat den Preis vor zwei Jahren gemeinsam mit der pakistanischen Kinderrechts-Aktivistin Malala Yousafzai bekommen. Sein zentrales Anliegen ist ein stärkeres Engagement Europas zum Schutz flüchtender Kinder.

Kurz zur Obergrenze

Was Österreich anbelange, so habe man schon im Vorjahr "überproportional viel" geleistet und nach den 90.000 Flüchtlingen im Jahr 2015 sich heuer noch einmal bereit erklärt, 37.500 aufzunehmen. Kurz: "Pro Kopf der Bevölkerung haben wir also nach Schweden die zweitmeisten Flüchtlinge aufgenommen. Wir leisten einen überproportionalen Beitrag und sollten gleichzeitig alles tun, damit Österreich nicht überfordert werde."

Weitere Themen mit der indischen Außenministerin waren die „sehr besorgniserregende Situation“ von Frauen in Indien, so Kurz. Die seit 2014 im Amt befindliche national-hinduistische Regierung hat dazu diverse Programme aufgelegt. Von einer App für Notsituationen bis hin zu neuen Gesetzen zum besseren Schutz bedrohter Frauen. Neueste Entwicklung auf regionaler Ebene ist eine 50 Prozent Frauenquote in regionalen Parlamenten und Verwaltungen.

Neben der Flüchtlingsproblematik und dem Schutz der Frauen spricht Kurz in Neu Delhi vor allem die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Österreich und dem nach China bevölkerungsreichsten Land der Welt (1,3 Milliarden Einwohner) an. Alle Seiten betonen das enorme Potenzial: Derzeit liegt das Handelsvolumen bei 1,3 Milliarden Euro, es soll sich in den nächsten zehn Jahren verdoppeln.

Bollywood in Tirol

Mitgereist ist deshalb eine große Wirtschaftsdelegation mit mehr als 70 Firmenvertretern, angeführt von Kammerpräsident Christoph Leitl. Er freut sich aktuell über Zweierlei: Indien hat baldige Visa-Erleichterungen für Österreich zugesagt und Air India will die Direktverbindung Delhi-Wien nach dem Ausstieg der AUA aufrecht erhalten. Das hat unter anderem große Bedeutung für den Tourismus. Im Vorjahr kamen erstmals mehr als 100.000 Inder auf Besuch nach Österreich - eine Steigerung um 40 Prozent. Österreich ist in Indien wegen der rund 70 in den Bergen Tirols gedrehten Bollywood-Filmen bekannt und beliebt.