Anarchisten wollen Sabotageakte an Bahnnetz in Belarus fortsetzen
Die osteuropäische "Kampforganisation der Anarcho-Kommunisten" (BOAK) hat in einem schriftlichen Interview mit der APA erklärt, die Sabotage des Zugnetzes von Belarus, das Russland zur Versorgung seiner Truppen in der Ukraine nützt, fortsetzen zu wollen. Belarussische Polizei- und Militärpatrouillen hätten kleine Erfolge gefeiert, schreibt die Gruppe. "Aber es gibt zu viele Wälder und Partisanen in Belarus." Die Menschen würden vom Handeln nicht abgehalten.
Wie erfolgreich die Sabotageakte waren, sei unklar, sagt die BOAK: "Die belarussische Regierung deckt ihr Scheitern. Aber wir sehen, dass die russische Invasion eine Menge Probleme hatte - und wir hoffen, dass zumindest ein kleiner Teil davon auf unser Handeln zurückzuführen ist." Dass der russische Geheimdienst aktiv versuche, die BOAK aufzudecken, sieht die anarchistische Gruppe als Indiz, dass ihre Anschläge Wirkung zeigen.
Am Montag hatte die BOAK Schienen nahe der russischen Stadt Brjansk im Dreiländereck Belarus, Russland und Ukraine gesprengt. "Und es gibt auch eine Menge Aktionen von verschiedenen Gruppen und Einzelpersonen, die unabhängig voneinander mit weniger 'lauten' Methoden handeln. Wie zum Beispiel das Verbinden von zwei Schienen - das erzeugt einen falschen Alarm, dass die Bahnstrecke gesperrt ist, was zu Verspätungen führt - oder die Zerstörung von Stromkästen. Die Veröffentlichung dieser Nachrichten wird von der Regierung blockiert, aber die Angriffe gehen trotzdem weiter", schreibt die militante Gruppe.
Keine Spuren hinterlassen
Die BOAK beschreibt eine Sabotageaktion nahe der russischen Stadt Kirschatsch Anfang Juli: "Zuerst haben wir unser Ziel mit wikimapia gefunden und sichergestellt, dass die Schienen zu einem Militärobjekt führen. Wir wählten eine Schienenkurve aus, damit das Zugpersonal die Schäden an den Schienen aus der Ferne nicht sehen würde. 34 Schienenmuttern und vier Muttern des Schiengelenks wurden abgeschraubt. Die Schienen an der Verbindungsstelle wurde angehoben und auf die Verbindungsplatte gelegt, um zu verhindern, dass sie sich auf ihren Platz zurückbewegt und dann zur Seite geschoben. Die Schienen wurden dann durch ein Kabel miteinander verbunden, um ein elektrisches Signal zu blockieren, das die Sabotage bemerkbar gemacht hätte."
Währenddessen wären mehrere Personen Schmiere gestanden. "Nach der Aktion verließen wir den Ort, ohne Spuren zu hinterlassen (Fingerabdrücke, DNA usw.)", schreibt die BOAK.
"Wir können einfach nicht wegsehen, wie Menschen in diesem Krieg leiden und sterben. Außerdem sind wir überzeugte Anarcho-Kommunisten und Freiheitskämpfer", sagt die BOAK. Geheime Sabotageakte seien in Belarus momentan sicherer als offener Protest. Die Frage, ob BOAK-Mitglieder in der Ukraine kämpfen würden, wollte die Organisation nicht beantworten. In der Ukraine hätten sich allerdings viele "wahre Anarchisten" dem Kampf angeschlossen, fügt die BOAK hinzu.