Mehr Todesurteile, weniger Exekutionen
Von Andreas Schwarz
Deutlich mehr Todesurteile als im Jahr davor, aber weltweit weniger Hinrichtungen – das ist die Bilanz, die Amnesty International (AI) in seinem Jahresbericht für 2014 zieht. Allerdings könnte sich das Weniger an tatsächlich vollstreckten Todesurteilen im laufenden Jahr wieder ändern: Als Antwort auf islamistischen Terror haben Staaten wie etwa Pakistan bereits nicht mehr durchgeführte Hinrichtungen im großen Umfang wieder eingeführt (nach dem Anschlag auf eine Schule), auch in Jordanien wurden als Reaktion auf die Verbrennung eines Piloten durch IS-Milizen zwei Terroristen exekutiert.
Weltweit ist die Zahl der Todesurteile 2014 um fast 500 auf 2466 angestiegen, hauptsächlich aufgrund von Massenverurteilungen in Ägypten und Nigeria – auch die stehen zum Teil zumindest in direkten Zusammenhang mit islamistischem Terror. Das ist ein Anstieg um 28 Prozent im Vergleich zu 2013. Die Zahl der Hinrichtungen ist gesunken: 607 Exekutionen wurden 2014 dokumentiert, im Jahr davor waren es 778 (–22 Prozent).
Spitzenreiter China
Auf China folgt laut Amnesty bei den ausgeführten Hinrichtungen der Iran (289 offiziell bestätigte Exekutionen, mindestens weitere 454 vermutet), Saudi-Arabien (mindestens 90), der Irak (mindestens 61) und die USA (35). Die USA bleiben das einzige Land auf dem amerikanischen Kontinent, das die Todesstrafe nach wie vor anwendet.
In 22 Ländern wurden im Jahr 2014 Menschen hingerichtet (gleich viele wie 2013), 1995 haben noch 41 Staaten die Todesstrafe angewandt. Der Nahe Osten ist mit dem Iran, dem Irak und Saudi-Arabien für 90 Prozent aller bestätigten Hinrichtungen weltweit verantwortlich.
In Europa hält einzig noch Weißrussland an der Todesstrafe fest. Nach zweijähriger Unterbrechung wurden dort 2014 erstmals wieder mindestens drei Menschen hingerichtet.