"Alles für Frankreich": Ex-Präsident Sarkozy will es noch einmal wissen
Von Irene Thierjung
Timing ist alles – das wissen PR-Profis und das weiß auch Nicolas Sarkozy. Heute, Mittwoch, erscheint das neue Buch des französischen Ex-Präsidenten mit dem pathetischen Titel "Tout pour la France" (Alles für Frankreich). Nur zwei Tage vor dem bis vor kurzem geheim gehaltenen Erscheinen des Werks hatte Sarkozy am Montag via Twitter verkündet, was er für Frankreich – und sich selbst – zu tun gedenkt: Er will noch einmal Staatspräsident werden. "Frankreich will, dass man alles für es tut", schreibt er in seinem Buch. "Ich habe gespürt, dass ich die Kraft habe, diesen Kampf zu einem so stürmischen Zeitpunkt zu führen."
Bis zu einer neuerlichen Angelobung ist es allerdings ein weiter Weg für den ruhelosen Selbstdarsteller, dessen Niederlage gegen den farblosen Sozialisten François Hollande 2012 noch immer schwer an seinem Ego kratzt.
Vorwahlen
Die erste große Hürde, die "Sarko" nehmen muss, sind die internen Vorwahlen seiner konservativen Partei "Les Républicains" (LR), deren Vorsitz er demnächst abgeben wird. 14 Kandidaten haben es sich zum Ziel gesetzt, bei der Abstimmung im November zum konservativen Präsidentschaftskandidaten gekürt zu werden.
Nicht alle werden die für eine Kandidatur nötigen Unterstützungserklärungen von Parteimitgliedern erhalten, es gibt aber einige ernsthafte Konkurrenten. Vor allem der frühere Premier Alain Juppé, stets ruhig und besonnen wirkender Vertreter der Partei-Mitte, könnte Sarkozy gefährlich werden. Der 71-Jährige liegt in Umfragen derzeit klar vor ihm.
Unbeliebt
Der 10 Jahre jüngere Sarkozy, der von 2007 bis 2012 Staatschef war und ab 2014 die Republikaner als Parteichef neu aufstellte, ist dagegen vielen Wählern unsympathisch. Sie tragen ihm seine ruppige Art nach, seinen elitären Lebensstil und seine gebrochenen Wahlversprechen. Das 2014 eröffnete Korruptionsverfahren, in dem Sarkozy als "verdächtiger Zeuge" geführt wird – eine Besonderheit des französischen Justizsystems –, interessiert allerdings kaum jemanden.
Noch vor einem Jahr wären Sarkozys Chancen auf einen Wahlsieg gering gewesen. Doch nun spielen dem "Law-and-Order"-Vertreter die Terroranschläge in Frankreich in die Hände. Wenn er etwa fordert, mutmaßliche Islamisten vorsorglich zu inhaftieren, ist ihm landesweite Aufmerksamkeit sicher.
Auch in seinem Wahlkampf will Sarkozy auf die "drei großen I" setzen: Innere Sicherheit, Immigration, Islamismus – Kernthemen von Marine Le Pen. Die Rechtspopulistin will für den von ihr geführten "Front National" in das Rennen um den Élysée-Palast gehen.
Lachende Dritte
Erst nächstes Jahr entscheidet sich, ob Amtsinhaber Hollande noch einmal für die Sozialisten antritt. Sollte das der Fall sein, stehen Le Pens Chancen auf einen Sieg gut. Ein neuerliches Duells zwischen Sarkozy und Hollande wäre für viele Franzosen ein abschreckendes Déjà-vu. Le Pen wäre die lachende Dritte und könnte voll auf eines ihrer Lieblingsthemen setzen: Den Kampf gegen das politische Establishment.
Doch all das bereitet Sarkozy (noch) keine Sorgen. "Ich werde schaffen, was vor mir noch niemand in der Politik erreicht hat", tönte er unlängst: "Die Rückkehr."