Aus für "BA": "Es tut in der Seele weh"
Die Ausseer sind lustig, die Ausseer sind froh" heißt es in einem Gstanzl. Aber mit den lustigen Leuten ist traditionell nicht gut Kirschen essen, wenn es um die Verletzung regionaler Interessen geht.
Das bekommt der steirische SPÖ-Landeshauptmann derzeit zu spüren. Franz Voves hat es sich mit seinen Ausseern nämlich gründlich verscherzt, obwohl er im Ausseer Fasching einst zum "Trommelweib" gekrönt worden war: Ausgerechnet die "
BA"-Autokennzeichen werden im Zuge der Verwaltungsreform abgeschafft. Die Ausseer müssen künftig "LI" für Liezen am Wagen spazieren führen und empfinden das als Affront. Auch so manch bekannter (Wahl-)Ausseer sieht das so.
Für einen "bürokratischen Starrsinn" hält etwa der Industrielle Hannes Androsch die Aberkennung des Autokennzeichens. "Lasst es der Bevölkerung doch. Es schadet niemandem und macht glücklich. Wen stört das? Die Polizei wird die Buchstaben so oder so lesen können."
Auch Androsch ist, seinem Zweitwohnsitz Altaussee angemessen, mit dem Wunschkennzeichen "BA FD 7" nach der Wohnadresse Fischerdorf unterwegs. Die Verwaltungsreform sei notwendig, unterstreicht der Sozialdemokrat. Aber "warum in den Krieg ziehen, wo es keinen Feind gibt? Wir haben in Europa und in Österreich andere Probleme." Dennoch man müsse die Bevölkerung im Ausseerland verstehen: "Jahrhunderte lang hat sie ihre Eigenständigkeit gelebt. Das drückt sich symbolhaft in der Autonummer aus." Die Landesregierung vergräme so die Leute für Reformen.
Einsatz dagegen
"Eine Katastrophe! Kann man dagegen noch irgendetwas tun? Ich würde mich in der Sekunde dafür einsetzen." Ulla Weigerstorfer, Ex-Miss-World und Kommunikationsexpertin, ist in
Bad Aussee aufgewachsen. Dass man das BA von den Kennzeichen löscht, hält sie für unnötig. "Es gibt natürlich größere Probleme. Aber den Ausseern das BA wegzunehmen, tut in der Seele weh."
Weigerstorfer spricht BA englisch aus, ganz nach dem Hardbradler-Lied "Hoamweh nach BA". "Die Ausseer sind ein stures Volk, dieses Kennzeichen bedeutet für sie eine starke Identität." Auch wenn es nur ein paar Jahrzehnte waren, auf denen sie BA statt ST (für Steiermark) auf den Taferln hatten.
"Der Ausseer ist halt stolz auf die Heimat. Ich werde immer Ausseerin bleiben, auch wenn ich weltweit unterwegs bin", betont Weigerstorfer. "Ein eigenes Kennzeichen zu haben, ist eine von den Kleinigkeiten, die das Leben erfreuen."
Feindliches Ausland
Seit 20 Jahren taucht KURIER-Kolumnistin
Angelika Hager alias Polly Adler immer wieder ins steirische Salzkammergut ein.
"Lokalchauvinismus ist ein charmantes Charakteristikum des Ausseer Bewohners. Da wird mitunter schon der Grundlsee als feindliches Ausland betrachtet." Doch sie frage sich angesichts der Debatte schon: "Andere Sorgen haben wir nicht?"
Die Ausseer hätten großen Stolz und bezögen große Identität aus ihrer Herkunft, überlegt Hager. "Das ist ausgeprägter als in anderen Regionen." Man müsse wohl 17 Generationen dort leben, ehe eine "Zuagroaste" als "Dasige" wahrgenommen werde.
Was das Ausserland aber wirklich auszeichne: Die Menschen dort seien nicht korrumpierbar durch Geld oder den Tourismus. "Es gibt daher kaum Bausünden, es wird kein Ausverkauf der Region betrieben." Dass sich die Lokalchauvis nun gegen das Kennzeichen LI wehren, findet Hager aber "drollig, fast ein bissl lächerlich".
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