Politik

272 Pädophile in Österreich ausgeforscht

Den typischen  Pädophilen gibt es nicht. Die 272 Verdächtigen stammen aus allen Berufs- und Altersgruppen. Lehrer, Angestellte, Arbeiter und Pensionisten im Alter von 17 bis 70 Jahren sind darunter. Ein Beschuldigter hatte auf seinem PC  Hunderttausende kinderpornografische Bilder abgespeichert. "Er lebte sozial isoliert und verbrachte den Tag damit, die Bilder zu kategorisieren", erzählte Ewald Ebner, Leiter des Büros für Allgemeine Kriminalität im Bundeskriminalamt. Die beschlagnahmten Speichermedien füllen ein ganzes Lager bis zur Decke auf.

"Carole" lautete der Name der Operation, die von Luxemburg aus startete und an der sich Ermittlungsbehörden in 140 Staaten beteiligten. Am Mittwoch präsentierte das Innenministerium die Bilanz der Aktion in Österreich: ein Jahr lang wurde ermittelt, österreichweit 272 Kinderporno-Konsumenten ausgeforscht. In zwei Fällen sollen Männer   in ihrem Umfeld auch Kinder missbraucht haben. Es handle sich laut Ministerium um den "bis dato größten Schlag gegen Kinderpornografie in Österreich".

Ebner ließ sich vorerst nur zögerlich eine grobe Schätzung über das Ausmaß des Phänomens entlocken. Rund ein Prozent der Bevölkerung (fast ausschließlich Männer) seien einer deutschen Studie zufolge "latent pädophil". Ein Drittel davon neige dazu, dem Drang auch Taten folgen zu lassen.

Die Trends sind für die Ermittler unübersehbar: Die Anzahl an einschlägigen Websites geht zwar zurück, dafür sind sie aber besser getarnt. Überdies sind die Opfer immer jünger und die Taten  brutaler.  Innenministerin Johanna Mikl-Leitner sprach gestern vom "Internet als Tummelplatz für Pädophile".

"Einstieg"

Oft ist der "Konsum von Bildern", sagte Ebner, nur "der Einstieg". Die Kriminalisten fassen den Weg vom Konsumenten bis zum Sexualstraftäter in einer Pyramide zusammen. Dem Konsum folgt demnach die Verbreitung, oft in verschlüsselten Foren.

Die letzte Stufe ist die direkte Kontaktaufnahme über soziale Netzwerke ("Grooming"), die seit  Jahresbeginn unter Strafe steht, und die sich bis zum Missbrauch steigern kann.  Kriminalist Ebner: "Unsere Arbeit ist es, bereits die Konsumenten auszuforschen, ehe es zur Verbreitung und zum sexuellen Missbrauch kommt."

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