Mercedes-Benz AMG GLC 63 S im Test
Von Ad Raufer
Über Sinn und Unsinn PS-starker Hochleistungs-SUV zu diskutieren, bringt nichts: Es gibt sie – und aus.
Man darf aber durchaus der Frage nachgehen, ob vor Kraft strotzende, ebenso schwergewichtige wie verbrauchsintensive und sagenhaft teure Eisenschweine in die Zeit passen.
Blanke Ablehnung und purer Hass werden anderseits vermutlich auf enthusiastische Akzeptanz stoßen, es kommt halt immer drauf an, wen man fragt.
Den wenigen Interessenten, die bereit sind, 117.300 Euro für ein Midsize-SUV schwäbischer Provenienz in exklusivem AMG-Ornat zu investieren, wird um diesen riesigen Batzen Geld aber auch allerhand geboten: 4,0-V8-Doppel-Turbo, 510 PS, 700 Nm Drehmoment, Allradantrieb und eine herausragende Verarbeitungsqualität.
Exklusiv im Segment
Im Wettbewerbsumfeld nimmt der elitäre Schwabe wegen des Achtzylinders eine herausragende Stellung ein. Der auch im AMG GT zum Einsatz kommende Motor weist ein besonderes technisches Charakteristikum aus: Die beiden Lader sind nicht – wie üblich – außen in den Zylinderbänken, sondern genau dazwischen, im Zylinder-V („heiße Seite innen“) angeordnet. Die Vorteile dieser Konstruktion summieren sich in kompakter Motorbauweise, optimalem Ansprechverhalten und geringen Abgasemissionen.
Letzteres freilich ist relativ: Für ein derart starkes Triebwerk sind 244 Gramm /Kilometer wirklich wenig, absolut gesehen aber doch ein ziemlicher Hammer.
Für die Kraftübertragung zuständig ist eine 9-Gang-Automatik, die mit extrem kurzen Schalt- und Reaktionszeiten die Übersetzungen ändert und über eine sogenannte nasse Anfahrkupplung verfügt, die den Drehmomentwandler ersetzt: Das spart Gewicht und wirkt sich positiv auf das Ansprechverhalten der Gaspedalbefehle aus.
Der 63 S ist prinzipiell mit Allradantrieb ausgestattet, mit einem sehr cleveren noch dazu: Das 4 Matic+ getaufte System verfügt über eine elektromechanisch geregelte Kupplung, die die ständig angetriebene Hinterachse vollvariabel mit der Vorderachse verbindet. Die fugenlose Überblendung von Heck- zu Allradantrieb und umgekehrt gewährleistet, wie die Test-Kilometer am Steuer des GLC-AMG-Topmodells offenbaren, stets optimale Traktion – sogar am physikalischen Limit – sowie stets beruhigend hohe Fahrstabilität. Egal, wie man zu Performance-SUV steht: Der AMG-GLC übertrifft wegen der hochdynamischen Fahrdynamik, dem stets maximal vorhandenem Grip und der überwältigenden Agilität den alltäglichen Bedarf um Welten.
Dass das alles viel Geld kostet, muss halt zur Kenntnis genommen werden.