Motor/Tests

VW T7 California: Camping-Luxus, neue Offenheit und eine Verkleinerung im Inneren

Blick auf die glasklare Soča, sanftes Flussrauschen im Hintergrund. Im Himmelbett des neuen VW T7 California kann man schon einmal vergessen, dass man in einem waschechten Bulli liegt. Ein viersekündiger Knopfdruck reicht, um das elektrohydraulische Aufstelldach auszufahren und es sich auf einer knapp 1,12 Meter breiten Matratze samt Lattenrostkonstruktion aus Tellerfedern bequem zu machen.

Aber nicht nur der erhöhte Wohlfühlfaktor ist es, der den T7 von seinen kultigen Vorgängern abhebt. Auch in Sachen Fahrwerk und Optik unterscheidet sich die getestete Topversion „Ocean“ klar von den bisherigen Transportern der Wolfsburger. Basierend auf der Langversion des VW T7 Multivan bringt es der neueste California von Front bis Heck auf 5,17 Meter, ein Plus von 27 Zentimeter. Auch in der Breite hat er um vier Zentimeter zugelegt. Mit einer garagentauglichen Höhe von unter zwei Metern wirkt der Bus dennoch überraschend kompakt – auch was das Fahrgefühl betrifft.

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Der mit 150-PS dieselmotorisierte Test-T7 plagt sich – trotz eines Gewichts von 2,5 Tonnen in der Vollausstattung – in den steilen Serpentinen des Vršič-Passes nicht im Geringsten. Highlight ist die leichtgängige, präzise und in der Kurve stabile Lenkung. Den langen Radstand lässt sich der Bulli nicht anmerken, im Gegenteil fährt er sich, auch aufgrund der tiefen Sitzposition, mehr wie ein Auto als wie ein Bus. Besonders die adaptive Fahrwerksregelung samt individuell einstellbarem Fahrmodus überzeugt.

Stylish, aber...

Was das Äußere angeht, gehen die Meinungen auseinander. „Stylish, aber das Bulli-Feeling fehlt“, ist sich ein junges Pärchen, sie T5-, er T6-Fahrer, einig, das am Stellplatz den Nachfolger inspiziert. Was fehlt, können sie nicht so genau festmachen, aber tatsächlich gleicht der schnittigere T7 trotz traditioneller Zweifarbenlackierung optisch früheren Versionen nur bedingt. Der lange Vorbau mit der schräg stehenden Frontscheibe ist ungewohnt. Dass das fahrende „Hotel California“ durch seine Anordnung von Frontscheinwerfern, Kühlergrill und VW-Emblem stets ein „Lächeln im Gesicht“ hat, dürfte in der Camper-Community dennoch für Sympathien sorgen.

Apropos Camping, hier spielt der Bus, zumindest für jene, die es sich leisten können – das Basismodell startet bei 70.000 Euro – alle Stückerl. 

Die wohl wichtigste Neuerung: der California kommt mit zwei Schiebetüren. Sind diese links und rechts geöffnet, wirkt das Fahrzeug angenehm geräumig – speziell, wenn das serienmäßige Hochdach ausgefahren ist und die Stehhöhe von 1,30 auf 2,11 Meter anwächst. In Kombination mit den 24 Kilo leichten Rücksitzen, die die Sitzbank ersetzen und sich im Handumdrehen ausbauen lassen, entsteht Stauraum, wie man ihn bisher bei Bullis nicht kannte. Gleichzeitig leidet die Stadt- und Alltagstauglichkeit nicht.

Das gefällt 
Bis ins letzte Detail durchdacht – für Campingplatz und Stadt
Edles Interieur 
Ausgezeichnetes Fahrverhalten

Das gefällt nicht
Kleine Küche und hoher Preis

Daten
Startpreis bei rund 70.000 Euro. Das Testfahrzeug in der Vollausstattung (Ocean) liegt im niedrigen sechsstelligen Eurobereich. Neben dem 150-PS-Diesel und einem 204 PS starken Benziner wird es auch einen Plug-in-Hybrid geben (mit 245 PS) 

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Die Markise kann dank des zweiten Eingangs auch auf der Fahrerseite montiert werden – dort, wo sich die Kühlbox befindet. Von der externen Terrasse sind es somit nur mehr wenige Handgriffe zum kühlen Getränk. Netter Nebeneffekt für „Vanlifer“: Der durch auf beiden Seiten geöffnete Türen entstehende Durchgang macht auf Fotos richtig was her und zieht die Blicke auf sich.

Wer schön sein will, leidet aber auch manchmal. Im Fall des T7 wurde für die doppelte Schiebetürlösung die Küchenzeile gekürzt. Somit bleibt nur mehr eine Herdplatte. Die meisten Bulli-Besitzer sind es aber ohnehin gewohnt, draußen zu kochen. Wie schnell sie nun bereit sind, einige ihrer bisherigen Camping-Gewohnheiten für die neueste Generation zu ändern, wird sich zeigen. Bestellbar ist der T7 bereits, Ende des Jahres kommt er auf den Markt.