Nissan Juke im Test: Die Radikalität abgelegt
Von Horst Bauer
Der erste Nissan Juke war seiner Zeit etwas voraus. Sowohl was das damals noch nicht besetzte Genre des subkompakten SUV-Coupés betrifft, als auch was die sehr avantgardistische Optik angeht. Deren Radikalität ließ nur die Reaktionen "gefällt sehr" oder "gefällt gar nicht" zu und half dem kleinen Spaßauto nicht gerade bei der massenweisen Verbreitung.
Bei der vor kurzem auch bei uns in den Markt gestarteten zweiten Generation hat man sich in jeder Hinsicht weiter in die gefällige Mitte hin bewegt. Der in allen Maßen gegenüber dem Vorgänger gewachsene neue Juke bietet nun ein Erscheinungsbild, das nicht mehr so stark polarisiert und dank der großzügigeren Abmessungen besser Proportionen zu bieten hat.
Abgesehen von diesem nicht zu unterschätzenden optischen Aspekten, bietet er auch technisch eine vollkommen neue Plattform. Diese teilt er sich mit den Allianz-Brüdern Renault Clio und Captur, was als durchaus erfeuliche Botschaft vermerkt werden kann.
Das zeigte sich auch auf ersten Kilometern mit einem Juke in N-Design-Ausstattung. Das Fahrwerk ist wie bei den beiden Renaults ein guter Kompromiss zwischen Komfort und relativer Sportlichkeit. Die Seitenneigung selbst in flotter angegangenen Kurven hält sich trotz des höheren Schwerpunkts in erträglichen Grenzen, ohne dass man dafür eine steife und polternde Federung in Kauf nehmen müsste. Diese insgesamt erwachsener als beim Vorgänger wirkende Abstimmung wird auch von dem um 106 mm gewachsenen Radstand (2.636 mm) unterstützt.
Im Fahrbetrieb zeigt sich auch, dass der derzeit einzig verfügbare Motor, ein Einliter-Dreizylinder-Benziner mit 117 PS, eine durchaus gute Wahl ist. Ohne nach dem Start allzulange mit dem für 3-Zylinder typischen, etwas holprigen Klang aufzufallen, bewegt er den 4,2 m langen und rund 1,3 Tonnen schweren Juke an sich durchaus zufriedenstellend.
Als dabei nicht sehr hilfreich erwies sich jedoch das im Testwagen verbaute 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe. Lässt man es im Automatik-Modus selbsttätig schalten und walten, wird schnell klar, dass die Entwickler wohl den strikten Auftrag hatten, möglichst geringe Normverbrauchswerte abzuliefern. So sind die beiden obersten Gänge so lang übersetzt, dass sie zwar die Drehzahl des Motörchens im Dauerlauf sehr niedrig halten. Bis man aber erst einmal auf Autobahntempo angelangt ist, vergeht mehr Zeit als eigentlich notwendig wäre. Der offizielle Wert für die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h (11,1 Sekunden) erzählt dabei noch nicht einmal die ganze Geschichte. Wenn man jenseits von Tempo 100 weiter beschleunigen will - etwa beim Einordnen nach der Autobahnauffahrt - kann der Pilot einen Schuss Phlegma gut gebrauchen.
Als Stadtindianer mit bequem hohem Einstieg und merkbar mehr Platz als der Vorgänger - für Passagiere und Gepäck - kann der neue Juke aber allemal seine Bestimmung finden. Man sollte ihn nur nicht zu oft aus seinem angestammten Revier entführen.
Und wenn doch, es dabei zumindest nicht eilig haben.
Antrieb: Dreizylinder-Benziner mit Turboaufladung, Leistung 117 PS / 86 kW, Hubraum 999 cm3, Maximales Drehmoment 180 Nm bei 1.750 - 4.000 U/min, 7-Gang Doppelkupplungs-Getriebe, Frontantrieb, vorne und hinten innen belüftete Scheibenbremsen. Abgasnorm Euro6d Temp.
Maße: L x B x H 4210 x 1800 x 1580 mm, Radstand 2636 mm, Kofferraumvolumen 422 l - 1088 l, Leergewicht 1.257 kg, zulässiges Gesamtgewicht 1725 kg.
Fahrleistungen: Beschleunigung 0 - 100 km/h in 11,1 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit 180 km/h.
Verbrauch: Normverbrauch Testmodell 5,1 l, 116 g/km CO2.
Kosten: Grundpreis Nissan Juke N-Design: € 28.600,-, Preis des Testwagens € 31.615,-.