Motor/Tests

Skoda Octavia im Test: Superbe Erneuerung

Dass der Octavia im Vorjahr den VW Golf vom ersten Platz in der heimischen Zulassungsstatistik verdrängen konnte, war umso bemerkenswerter, als dieses Husarenstück mit der gerade auslaufenden Modellgeneration gelungen war.

Wenn der Vorgänger zum Ende seines Modellzyklus noch Verkaufsrekorde einfährt, dann liegt die Latte bei der technisch wie optisch vollkommen neu aufgestellten Nachfolge-Generation entsprechend hoch. Ob der neue Octavia diesen Erwartungen gerecht wird, konnten wir bereits in einem ersten ausführlichen Test mit einem Octavia Combi mit 115-PS-Diesel und Handschaltung auf heimischen Straßen erkunden.

Alle Inhalte anzeigen

Dass der neue Combi in Länge (22 mm) und Breite (15 mm) gegenüber dem so erfolgreichen Vorgänger zugelegt hat, merkt man dank der gelungenen Proportionen der Karosserie zwar optisch nicht gleich auf den ersten Blick. Hat man ihn aber erst einmal bezogen, wird schnell klar, dass hier noch mehr Platz zur Verfügung steht als bisher.

Laderaum

Vor allem bei der Kernkompetenz jedes Kombis setzt der neue Octavia noch einmal ordentlich was drauf. Dabei beeindruckt nicht nur die schiere Größe (plus 30 l auf jetzt mindestens 640 l), sondern wie der Laderaum gemanagt wird. Hier waren sichtlich Entwickler am Werk, die selbst Kombi fahren und wissen, dass Volumen allein erst die halbe Miete ist.

So gibt es nicht nur den üblichen höhenverstellbaren Laderaumboden, sondern darunter auch noch ein geräumiges Kellerfach. Um Ladegut unaufwendig und individuell fixieren zu können, finden sich sowohl eine in zwei Positionen einrastbare Querstange mit verschiebbaren Halterungen, als auch zwei einfach mit Klettverschluss am Boden fixierbare Winkel aus Kunststoff. Und aus der Gepäckraum-Abdeckung (für die es selbstredend ein eigenes Fach gibt, sollte sie bei umgelegten Rücksitzen und hohem Ladegut abgebaut werden müssen) rollt sich eine Plane, mit der eine Art Hängematte für leichteres Transportgut gebaut werden kann.

Alle Inhalte anzeigen

Durchdachter und in der Praxis einfacher anwendbar als hier, hat man das bisher noch kaum wo in der Kombiwelt gesehen.

So sehr im hinteren Abteil mit analogen Lösungen geglänzt wird, so digital ist das Cockpit geraten. Ganz dem Zug der Zeit entsprechend – und die neuen Errungenschaften der VW-Konzern-Plattform nützend, die auch den aktuellen Golf zieren – ist die digitale Welt auch im Octavia eingezogen. So lässt sich das Display vor dem Fahrer in verschiedenster Form einstellen (darunter lobenswerterweise auch eine Darstellung klassischer Rundinstrumente) und auf dem Monitor in der Mitte muss viel herumgetatscht werden, um die Befehle an den Bordcomputer weiterzugeben. Immerhin gibt es noch ein paar fixe Schalter, um direkt in einige Einstellungsmenüs springen zu können.

Was man als Octavia-Pilot recht bald lernt, ist der doch etwas komplizierte Weg bis zu dem Tapper, mit dem man den Spurhaltewarner deaktivieren kann. Der ist zwar grundsätzlich lobenswert, aber eindeutig zu nervös, um etwa auf engeren Landstraßen oder Baustellen mit Sondermarkierung nicht ständig auszurasten. Hier wäre weniger Sensibilität (oder zumindest exaktere) eindeutig mehr gewesen.

Und noch eine Anmerkung zur neuen digitalen Welt für all jene, die ihr Geld eben lieber in einen neuen Octavia stecken, als in die aktuellste Smartphone-Generation: Alle fünf USB-Dosen an Bord sind nur für die Aufnahme eines USB-C-Steckers vorgesehen (das ist der Kleine). Will man mit einem USB-A-Stecker laden (der Große, der bisher Standard am anderen Ende des Handy-Ladekabels war), braucht man einen Adapter. Oder man nutzt die 230-Volt-Steckdose an der Mittelkonsole im Fond.

Erfreuliche Verbrauchswerte

Im Fahrbetrieb zeigt es sich, dass der neue Konzernbaukasten auch dann gute Figur macht, wenn er hinsichtlich Fahrzeuglänge voll ausgenutzt wird. Immerhin ist der Combi mit 4.68 m deutlich länger als der VW Golf, der ebenfalls darauf aufbaut. Die präzise Lenkung, die ebenso leichtgängige wie präzise Schaltung und das souveräne Fahrwerk lassen kaum Wünsche offen. Einzig die Dämpfung von Querrillen in der Fahrbahn könnte etwas sanfter erfolgen. Und mit den wegen der rundum so guten Akustik-Dämmung jetzt stärker als früher hörbaren Windgeräuschen von den Außenspiegeln kann man leben.

Hervorragende Figur machte im Test der kleine Dieselmotor mit 115 PS. Ist man nicht oft voll beladen unterwegs oder hat längere Etappen auf der deutschen Autobahn im eigenen Fahrprofil, wird man sich mit dem noch weiter abgasgereinigten kleineren TDI (auch eine 150-PS-Variante ist verfügbar) nie untermotorisiert fühlen. Und sich dafür an Verbrauchswerten erfreuen, die jeden Plug-in-Hybrid im Praxiseinsatz gut anstehen würden.

Konkret: Der Gesamtschnitt über die gesamte Testdistanz von 1100 km lag bei 5 Litern, eine über 400 km lange Etappe konnte sogar mit 4,7 Litern Schnitt gefahren werden. Und das weitgehend im verzichtsfreien „Normal“-Modus der Fahrprogramm-Auswahl. Wer es auf „Eco“ anlegt und das dabei deutlich abgemilderte Temperament in Kauf nimmt, kommt noch weiter runter.

Unterm Strich zeigt sich die neue Generation des Octavia Combi in jeder Hinsicht näher am großen Bruder Superb, als es diesem lieb sein kann. Ob er den Golf weiterhin in Schach halten wird können, wird davon abhängen, ob die angestammte Octavia-Kundschaft den Schritt nach oben – auch preislich – mitmachen wird können.

Der Einstieg in die Octavia-Welt liegt ab Herbst, wenn die Modell-Palette weiter ausgerollt werden wird, bei  rund € 24.000,– .

Antrieb

Vier-Zylinder-Turbodiesel, Hubraum 1.968, Frontantrieb

Manuelles 6-Gang-Getriebe.

Beschleunigung 0–100 km/h in 10,4 sec, Spitzengeschwindigkeit 205 km/h

Emissionsklasse EU 6D

 

Leistung

115 PS/85 kW, maximales Drehmoment 300 Nm bei 1.500–2.500/U

 

Maße

Länge x Breite x Höhe 4.689 x 1.829 x 1.468 mm

Radstand 2.686 mm

Gewicht 1.370 kg/ Gesamtgewicht 1.980 kg

Kofferraumvolumen: 640–1.700 Liter

 

Normverbrauch

4,5–5,1 l/100 km, 118–135 g /km CO2

Testverbrauch: 5,0 l Diesel / 100 km

 

Preis

€ 32. 737.–

Preis Testwagen: € 38.190, –

Weitere Versionen ab Herbst, Einstieg unter € 24.000, –