McLaren 750S: Ausfahrt mit dem Supersportwagen
Von Michael Andrusio
Als Niki Lauda Anfang der 1980er mit McLaren seine zweite Karriere in der Formel-1 startete, war die im englischen Woking beheimatete Firma eines: Ein hochspezialisierter Hersteller von Rennwagen. Von Straßensportwagen war damals noch keine Rede. Der M6 GT blieb Ende der1960er ein zaghafter Versuch. Umso mehr Interesse erweckte der erste Straßensportwagen der Briten, der F1. Den produzierte man von 1993 bis 1998. So richtig nahm das Thema Straßensportwagen wieder im Jahr 2011 Fahrt auf. Da brachte man den MP4-12C und startete eine Linie, die sich bis heute fortsetzt.
Der legitime Nachfolger heißt heute 750S. Wir dürfen das Auto als offene Spider-Version kurz im Rahmen einer Probefahrt bewegen. Wenn man den Insidern glauben kann, ist es wohl das letzte Modell von McLaren ohne irgendeine Art von Elektrifizierung. Andere Autos von McLaren wurden schon mit elektrischer Unterstützung konstruiert. Erster Hybrid-McLaren war der Supersportwagen P1, weitaus weniger extrem ist der nagelneue Artura.
Freut man sich beim Artura hier zu Lande über weniger NoVA, sieht die Sache beim 750S Spider anders aus. So kostet der Supersportwagen bei uns rund 440.000 Euro. Wenn man einen kaufen will, braucht man sowieso Geduld. Der Wagen ist bis Ende 2024 ausverkauft, heißt es dazu aus Woking.
Niki Lauda hatte bei McLaren anfangs einen V8-Motor (ohne Turbo), später bekam er von Porsche einen V6-Turbo. Der 750S hat acht Zylinder plus Turbo. Und die Zahl gibt auch gleich Auskunft über die Leistung: 750 PS leistet der Antrieb. Die Fahrleistungen sind natürlich entsprechend beeindruckend. Auf 100 km/h beschleunigt der Brite in 2,8 Sekunden. Bei steigender Drehzahl klingt auch der V8 zunehmend dramatischer.
Die Bremsen sorgen für die passende Verzögerung und der Heckflügel klappt nicht nur auf, wenn man schneller fährt, sondern arbeitet auch als Luftbremse (was für Aha-Effekte im Rückspiegel sorgt).
Um die Fahrleistungen und die Dynamik des McLaren wirklich auszuloten, muss man ohnehin auf eine Rennstrecke gehen. Dann kann man erleben, was die verschiedenen Fahrmodi auslösen. Das Cockpit ist ganz auf den Fahrer zugeschnitten, mit einem Lenkrad, das perfekt in der Hand liegt und mit dem sich der Sportwagen exakt dirigieren lässt. Natürlich hat der McLaren einen Bildschirm für Navi, etc. Ein segensreicher Schalter ist jener, mit dem man das Auto vorne ein wenig hochheben kann, wenn von Schwellern Ungemach droht.
Ohne Dach
So Supersportwagen-mäßig man den Wagen fahren kann, so entspannt lässt sich der 750S auf der anderen Seite auch bewegen. Vor allem, wenn man den Spider nimmt, auf einen Knopfdruck das Dach öffnet und dann unter freiem Himmel dahingleitet. Der V8 kann brüllen, kann es aber auch leise, wenn man in den unteren Drehzahlbereichen bleibt. Das ist das eigentlich Beeindruckende am Auto aus Woking - einen Supersportwagen zu bauen, der sich wie ein Rennwagen fährt, wenn man die entsprechende Strecke zur Verfügung hat und gleichzeitig ganz entspannt gefahren werden kann.
Der 750S ordnet sich in der McLaren-Familie bei den Supercars (wenig überraschend) ein. Darunter gibt es die GT-Autos, aktuell bestehend aus dem GTS, und darüber die Ultimate-Serie – spezielle Fahrzeuge, von denen nur limitierte Stückzahlen gebaut werden.
Seit März gibt es auch eine neue Eigentümerstruktur der McLaren Group. Im Rahmen der Reorganisation übernahm der bahrainische Staatsfonds Bahrain Mumtalakat Holding Company nach der Umwandlung aller Vorzugsaktien in Stammaktien das gesamte Aktienkapital der McLaren-Gruppe.
In Österreich sind die Autos von McLaren über den Importeur Frey Luxury Cars in Wien zu bekommen.