Motor/Tests

Grecale GT: So klein ein SUV von Maserati eben sein kann

Als kleiner Bruder des Levante zeigt der Grecale, wie sich Maserati im neuen Konzern-Umfeld aufstellt.

Im aktuellen Kapitel der wechselvollen Geschichte der Marke aus Modena steht nun nämlich die Ausrichtung als sportlich-luxuriöse Speerspitze des Stellantis-Konzerns auf dem Programm. Dafür braucht es nicht nur sportliche Überflieger wie den MC 20 fürs Image, sondern auch Modelle, mit denen große Stückzahlen gemacht werden können. Was liegt da näher, als sich im immer noch boomenden Segment unterhalb der großen Luxus-SUV zu etablieren.

Womit wir beim Grecale wären, dem genau diese Aufgabe zukommt. Ob er ihr gewachsen ist, sollte das Basismodell Grecale GT im ersten Praxistest auf heimischen Straßen zeigen.

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Mit dem Mild-Hybrid-Vierzylinder (2 Liter Hubraum, 300 PS) hat er es nicht leicht, die Erwartungen an einen Maserati zu erfüllen. Noch dazu, wo ein Teil der Kraft im Fahrbetrieb in der 8-Gang-Automatik zu versickern scheint. Nicht, dass man sich im Basis-Grecale untermotorisiert fühlt. Aber Emotion und Drama, früher die (oft einzigen) Stärken von Maseratis, werden hier zwangsläufig kaum geboten.

Schneller als gefühlt

Das hat aber nicht nur mit der Motorleistung zu tun, sondern auch positive Ursachen, wie die solide Verarbeitung und effiziente Geräuschdämmung. So muss man das tatsächlich gefahrene Tempo im höheren Geschwindigkeitsbereich (auch dem auf der deutschen Autobahn zulässigen) vom digitalen Tacho ablesen, will man nicht unabsichtlich jenseits aller Limits unterwegs sein. Damit bietet sich der Grecale als ein entspannt zu fahrendes Langstreckenfahrzeug an, in dem auch die Passagiere etwas davon haben. Was nicht bei jedem Maserati bisher der Fall war.

Im „Comfort“-Modus lässt es sich sogar über weite Strecken benzinsparend segeln.

Aber wird der Schalter rechts auf dem Lenkrad in die „Sport“-Stellung gebracht, dann wird das zwischen 2.000 und 4.000 Touren anliegende maximale Drehmoment von 450 Nm ungetrübt erlebbar. Nimmt man die Gangwechsel via der mächtigen Schaltwippen auch noch selbst in die Hand, kann der Grecale GT doch zeigen, dass er ein würdiger Maserati ist.

Skurrilitäten im Interieur

Das kann von einigen Skurrilitäten des Interieurs ablenken. So etwa davon, dass der Startknopf mangels Beleuchtung erst als solcher erkennbar wird, wenn er gedrückt wurde. Oder von der in den unteren zentralen Touchscreen integrierten Leiste zur Anwahl der Fahrstufen. Nicht nur, dass sie zu weit vom Fahrer entfernt ist, wird es beim Rangieren mühsam, wenn man öfter zwischen D und R umschalten muss und dies nur mit nachhaltigem Druck auf die virtuellen Knöpfe gelingt.

Unterm Strich zeigte sich der Grecale GT als solides, komfortables Premium-SUV mit Exoten-Bonus. Seinen Ahnen, die das Bild der Marke durch ebenso viel Emotion wie überschaubarem Durchhaltevermögen geprägt haben, hat er seine vergleichsweise fast schon wieder fade Solidität voraus.

Die werden SUV-Kunden gerne in Kauf nehmen, die keine fahrende Diva, sondern ein Auto für den Alltagseinsatz haben wollen, das nicht an jeder Straßenecke parkt.