Kia Ceed SW: Wie hält sich der fesche Kombi im Dauertest?
Von Horst Bauer
Der Unterschied wird gleich beim ersten Einsteigen merkbar. Und kann schmerzen.
Dass der Kia Ceed SW trotz seines – angesichts der Abmessungen – üppigen Raumangebotes so etwas wie ein Gegenmodell zu den beliebten SUV ist, merkt man, wenn der Kopf unliebsame Bekanntschaft mit dem Dachholm macht. An die notwendige gebücktere Körperhaltung beim Einsteigen gewöhnt man sich im täglichen Leben mit dem Korea-Kombi aber schnell. Nicht zuletzt, weil von der niedrigen Bauhöhe im Innenraum nichts zu merken ist und auch die Kopffreiheit nicht darunter leidet.
Und die Vorteile zeigen sich im Dauerbetrieb auf mannigfaltige Weise. Sie reichen von der – die Beladung des großen, sehr variablen und praxisgerecht ausgestatten Kofferraumes erleichternden tiefen Ladekante (61 cm) – bis zu erfreulichen Verbrauchswerten. Diese sind nicht nur dem effizient arbeitenden 1,6-l-Diesel mit 136 PS, sondern vor allem auch dem gegenüber einem SUV geringeren Querschnitt der Karosserie gedankt.
Wer es nicht eilig hat, kann mit rund fünfeinhalb Litern für 100 km locker auskommen. Und selbst der reale Testschnitt über bisher 12.000 km von 6,4 l ist angesichts einiger Vollgas-Etappen auf der deutschen Autobahn und viel Kurzstreckenverkehr durchaus sehenswert.
Dies nicht zuletzt, weil sich der Ceed SW im bisherigen Dauertestverlauf sowohl als Personentransporter (vier Erwachsene auf Langstrecke sind kein Problem), als auch als variabler und belastbarer Lastesel (dreifach teilbare Rückbank, Staufach für Laderaumabdeckung, etc.) sehr beliebt gemacht hat.
Weitere Erkenntnisse nach dem ersten halben Jahr mit dem Dauertest-Kandidaten:
- Fahrverhalten Die im Winterbetrieb häufigen Einträge ins Fahrtenbuch über die etwas stößige Federung haben nach dem Wechsel auf Sommerreifen aufgehört. Abgesehen davon trägt die straffe Fahrwerksabstimmung viel zum erfreulich agilen und unkomplizierten Fahrverhalten bei. Einzig beim Anfahren auf nasser Fahrbahn kommt die Traktion an der Vorderachse schnell an ihre Grenzen. Das sonstige Antriebsmanagement durch das 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe gibt keinen Grund zur Klage.
- Bordelektronik Hier wechselt Licht und Schatten. So viel Lob die unkomplizierte und stabile Infotainment-Anbindung und der souverän agierende Abstandshalte-Automat samt Stop-and-go-Funktion gesammelt haben, so nervend haben sich der übersensible Spurhalte-Warner und die ein unergründbares Eigenleben führende Müdigkeitserkennung erwiesen. Letztere meldet sich immer wieder schon nach 10 km Fahrt bei helllichtem Tag mit der – immerhin höflich formulierten – Aufforderung: „Bitte erwägen Sie eine Pause“.
Ebenfalls keine Preise gewinnt die schwerhörige Spracherkennung.
- Mobilitätsgarantie Einen unfreiwilligen Test bestand die Kia-Mobilitätsgarantie mit Bestwerten. Nach einer, wohl einem hitzebedingtem Blackout des Piloten geschuldeten Fehlbetankung (Benzin in den Dieseltank zu füllen geht ja leider problemlos), funktionierte die durch den Anruf bei der im Auto aufliegenden Hilfe-Nummer ausgelöste Rettungskette wie am Schnürchen. Inklusive Ersatzauto während der paar Stunden, in denen sich die Truppe von Kia Sintschnig in Villach um die Applanierung des Fehltritts kümmerte.
Sehr geräumiger und variabler Laderaum, üppige Serienausstattung, solide Fahrleistungen bei geringem Verbrauch, 7 Jahre Garantie.Irrelevante Müdigkeitserkennung, bei Hitze starkes Fogging an der Frontscheibe.
Antrieb: 4-Zylinder-Diesel, SCR-Kat. mit Partikelfilter, Start-Stopp-System Hubraum: 1.598 cm3
Frontantrieb, 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe
Leistung: 136 PS/100 kW max. Drehmoment 320 Nm bei 2.000 bis 2.250 U/min
Abmessungen: Länge x Breite x Höhe 4.600 x 1.800 x 1465 mm
Kofferraumvolumen: 625 - 1694 Liter
Fahrleistungen: 0 - km/h in 10,1 Sekunden, Spitze 200 km/h
Normverbrauch: 4,2 Liter/100 km 110 g CO2/km
Testverbrauch: 5,6 Liter/100 km
EU 6d Temp
Preis: € 37.390,-/Preis Testwagen: € 37.990,-.