Kia Ceed SW: Es muss nicht immer ein SUV sein
Von Horst Bauer
Es gibt sie, die sinnvollen (und leistbaren) Alternativen zu den allgegenwärtigen SUV. Auch für Menschen mit erhöhten Anforderungen an Platzangebot und Kilometerleistung.
Ein Kombi mit überschaubaren Außen-Abmessungen und modernem, abgasgereinigtem Dieselmotor samt 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe kann bestens in so ein Anforderungsprofil passen, das derzeit nur mehr von SUV- oder Crossover-Modellen erfüllbar zu sein scheint.
Bewiesen hat das der Kia Ceed SW mit dem 136 PS starken 1,6-Liter-Diesel im abgelaufenen Motor-KURIER-Dauertest, in dem sich der Korea-Kombi in einem Jahr auf 30.000 km in unterschiedlichsten Einsatz-Szenarien bewähren musste. Die Bandbreite reichte vom Wiener Stadtverkehr über französische Landstraßen bis zur deutschen Autobahn. Vom Langstrecken-Einsatz als Personentransporter bis zur Kurzstrecke als Lastesel mit Ladegut aller Arten und Dimensionen. Und vom alpenländischen Winter bis zur Gluthitze des vergangenen Sommers.
Dabei hat der Kandidat gezeigt, dass er ein würdiger Vertreter jener Modellfamilie ist, die im Vorjahr nur hauchdünn am Titel „ Auto des Jahres“ vorbeigeschrammt ist. Mit dem 3. Platz beim prestigeträchtigsten internationalen Autopreis konnte er einen großen Erfolg für die koreanische Marke einfahren.
Durchwegs positive Eintragungen im Test-Fahrtenbuch erntete der Ceed SW für das ansprechende Ambiente im Innenraum und die solide Verarbeitung. Auch nach dem intensiven Test-Jahr zeigten sich keinerlei gravierende Abnützungserscheinungen. Auch die gute Übersichtlichkeit und intuitive Benutzbarkeit des Cockpits erntete viel Lob. Was ebenso für den vielfach verstellbaren Fahrersitz samt Memory-Funktion gilt, der sich insbesondere auf den Langstreckenfahrten bewährte.
Ebenfalls keine Selbstverständlichkeit in dieser Preisklasse: Die Klimaanlage meisterte den Härtetest im Hitze-Sommer, ohne sich Minuspunkte durch schlecht regulierbare Kaltluftströme einzuhandeln.
Besonders hervorzuheben in der Bewertung des Ceed SW ist ein Bereich, der zur Kernkompetenz jedes Kombi zählt. Der Laderaum ließ weder in seiner nutzbaren Größe, noch in Hinblick auf Variabilität Wünsche offen. Viel Lob ernteten die Staufächer unter dem Laderaumboden und die im Verhältnis 40:20:40 umlegbare Rückenlehne, die es ermöglicht, schmales und längeres Ladegut zu transportieren und dennoch zwei Passagieren im Fond Platz zu bieten.
Apropos umlegbare Rückbank: Dass die Gepäckraum-Abdeckung in einem speziellen Staufach platzsparend verräumt werden kann, zeigt ebenfalls, dass man sich bei der Entwicklung des Ceed SW intensiv mit den speziellen Anforderungen an einen Kombi im Alltagseinsatz beschäftigt hat.
Im Fahrbetrieb zeigte sich der 1,6-Liter-Diesel als zwar nicht immer akustisch sehr zurückhaltende, aber äußerst solide und im Zusammenspiel mit dem 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe souveräne Kraftquelle. Weder bei Vollbesetzung auf Bergstraßen, noch im gestreckten Galopp auf der deutschen Autobahn gab es Anzeichen von Untermotorisierung. Lediglich die Traktionsschwäche des Fronttrieblers beim Anfahren auf nassen Straßen hinterließ Eintragungen in der Negativ-Spalte des Fahrtenbuches.
Der Verbrauch pendelte sich letztlich bei einem Schnitt von 6,4 Litern für 100 km ein, wobei bei entsprechend defensiver Fahrweise auch Werte unter 6 Litern problemlos möglich waren. Dass die Abgas-Nachbehandlung des nach Euro 6d-Temp zertifizierten Dieselmotors via Harnstoff-Einspritzung (AdBlue) gut wirkt, zeigte nicht zuletzt der Abschluss-Check durch die Spezialisten des ARBÖ.
Weniger Freunde konnte sich hingegen die Bordelektronik machen. Zwar wurden sowohl die stabile Infotainment-Anbindung unterschiedlicher Smart-Phones und der gut funktionierende Tempomat mit Abstands-Halteautomatik samt Stop-and-Go-Funktion durchgehend gelobt. Doch die nach unergründlichen Kriterien agierende Müdigkeitserkennung nervte genauso wie der übersensible Spurhalte-Warner, der zudem nicht dauerhaft abschaltbar ist, sondern nach jedem Neustart des Motors wieder separat deaktiviert werden muss. Was vor allem bei der Fahrt über engere Landstraßen unerlässlich war, um das Nervenkostüm von Pilot und Passagieren zu schonen.
Wozu übrigens auch beigetragen hat, die bereits in den Zwischenberichten einschlägig erwähnte, etwas begriffsstutzigen Spracherkennung nicht mehr zu benutzen.
Antrieb: 4-Zylinder Turbodieselmotor (Common Rail) mit SCR Katalysator und Partikelfilter, Hubraum: 1598 cm³, Frontantrieb, 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe, Abgasklasse Euro 6d-Temp,
Fahrwerte: Beschleunigung 0–100 km/h in 10,1 s, Spitze 200 km/h
Leistung: 136 PS/100 kW, maximales Drehmoment 320 Nm bei 2.000–2.250 U/min
Fahrwerk: Einzelradaufhängung, McPherson-Federbein vorn, Mehrlenkerachse hinten (im Modell GT-Line Adaptives Dämpfersystem). Vier Scheibenbremsen, elektronisches Vierkanal-Antiblockiersystem ABS, elektronisches Stabilitätsprogramm (Stabilitäts- und Traktionskontrolle), Zahnstangenlenkung mit elektrischer Servounterstützung. Start-Stopp-System.
Abmessungen: Maße (L x B x H) 4.600 x 1.800 x 1.465 mm, Höhe der Ladekante 660 mm, Wendekreis 10,6 m, Radstand 2.650 mm, Kofferraum 625 –1694 l, Leergewicht 1.508 kg, Gesamtgewicht 1.940 kg, Tankinhalt 50 l,
Verbrauch: Normverbrauch 4,2 l/100km (110 g/km CO²), Testverbrauch 6,4 l/100 km
Kosten: Preis: 37.390 €, Preis Testwagen 37.990 €, Motorbezogene Versicherungssteuer 570,46 €