Motor/Tests

Citroën ë-C4: So fährt sich der neue kompakte Franzose

Bei der ersten realen Annäherung an die neue Generation des Citroën C4 nach all den virtuellen Vorstellungen, Bilder- und Video-Fluten ist zunächst die Art des Antriebs auszublenden. Schließlich lautet das Konzept der Marken des PSA-Konzerns: Ein Auto, verschiedene Antriebe – bis hin zum reinen E-Antrieb.

Somit gilt der erste Eindruck für alle C4-Varianten, die es demnächst bei uns geben wird. Der Nachfolger des C4 Cactus wirkt im echten Leben größer als auf den Bildern. Vor allem höher, als man den Vorgänger in Erinnerung hat. Bei näherer Betrachtung kommt der Verdacht auf, dass sich hier ein kompaktes SUV – oder zumindest ein Crossover – als konventionelles Heckklappen-Auto verkleidet hat.

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Der Eindruck verstärkt sich nach dem Einsteigen, wozu vor allem die hohe Sitzposition und das sehr großzügige Platzangebot an Bord beitragen. Das gilt auch für die zweite Reihe, die zudem durch sehr weit aufschwingende Türen komfortabel zu beziehen ist. Wie auch bei der Gestaltung der Außenhaut, hat man bei Citroën im Cockpit diesmal der Versuchung widerstanden, mit allen Mitteln originell sein zu wollen.

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Und dort, wo man sich von der Konkurrenz absetzt, hat die Sache praktischen Wert. So wird über dem – übrigens extrem geräumigen Handschuhfach – nicht nur ein eigenes Fach für die Ablage eines Tablet-Computers geboten. Direkt darüber lässt sich eine Halterung ausklappen, in der man sein privates Tablet aufgestellt verankern kann – falls der Beifahrer unterhalten oder abgelenkt werden soll.

Fahren mit viel Komfort

Auf den ersten Kilometern mit dem neuen Citroën C4 in Wien und Umgebung hat sich vor allem eines gezeigt: Der von Citroën-Chef Vincent Cobée bei der Weltpremiere im Juni besonders hervorgehobene Komfort-Faktor des neuen C4 ist eindeutig erlebbar.

Die von Citroën entwickelte Federung mit progressivem hydraulischem Anschlag zeigt positive Wirkung und auch die speziellen Komfort-Sitze des Hauses tragen zu einem tollen Fahrkomfort bei. Ein paar Kilometer über die Rumpelpiste der Wiener Höhenstraße zeigen, dass hier ganze Arbeit geleistet wurde und man in Sachen Fahrkomfort wieder zu alter Größe gefunden hat.

Was aber nicht heißt, dass der neue Citroën C4 nicht auch flott über kurviges Geläuf bewegt werden könnte, ohne die Magennerven der Mitfahrer zu sehr zu strapazieren. Seitenneigung und Nickbewegungen beim Anfahren und Bremsen halten sich vielmehr in überschaubaren Grenzen.

Komfortable Fortbewegung wird beim elektrischen Citroën C4 besonders groß geschrieben, zählt der ja selbst in der Sport-Stellung des Fahrprogrammschalters nicht zu den Hektikern auf der Straße. Es geht zwar ausreichend was weiter, aber die Kraftentfaltung läuft durchaus moderat ab. Den üblichen Tritt ins Kreuz beim Beschleunigen, den andere E-Autos bieten, hat man hier nicht zu befürchten. Die Antriebseinheit teilt sich der ë-C4 mit allen reinen Stromern des PSA-Konzerns, wie etwa bei Peugeot dem 208 und 2008 oder bei Opel dem Corsa und Mokka. Im ë-C4 hat sie jedoch die bisher massigste Gestalt zu bewegen, was im Fahrbetrieb nicht verleugnet werden kann.

Diese Kombination wirkt sich natürlich auch auf den Verbrauch aus. Im ersten Praxistest mit Großteils Stadtverkehr schwankte dieser zwischen 19 und 24 kWh für 100 Kilometer. Das bedeutet, dass die Reichweitenangabe in der Praxis kaum je mehr als 300 km anzeigen wird. Auch nicht im vollgeladenen Zustand der 400-Volt-Batterie mit 50 kWh Ladekapazität. Für den Einsatz in der Stadt und deren engerer Umgebung reicht das völlig. Will man die rund 280 Kilometer, die nach dem Vollladen der Batterie auf der Reichweitenanzeige stehen, in eine Autobahnetappe investieren, sollte man sich aber auf eine Langsamfahrt einstellen bzw. Ladestopps einplanen. Der Masse des wuchtigen ë-C4 wird hier Tribut zu zollen sein und die erhöhten Anstrengungen des 130-PS-E-Motors werden die Batterie früher ausleeren, als man dies aus dem gewohnten Mischverkehr zwischen Stadt- und Landstraße gewohnt sein mag.

Ladeprogramm

Womit wir beim Laden sind: Da ist man technisch gut versorgt, von der Haushaltssteckdose bis zur 100 kW Gleichstrom-Ladesäule kann alles genutzt werden, was sich am Wegesrand so an Steckdosen findet. Dementsprechend streckt sich auch das Zeitspektrum einer Vollladung von rund 5 bis knapp 24 Stunden. Die berühmten 80 % Batterie-Kapazität sind an der Schellladesäule in rund 30 Minuten erreicht.

Unterm Strich hinterlässt der ë-C4 nach der ersten Ausfahrt einen durchwegs positiven Eindruck. Nicht zuletzt, wenn man in Betracht zieht, dass es ihn auch mit Benzin- und Diesel-Motoren gibt. Wem er als rein elektrische Variante noch zu wenig Alltagsnutzen bietet und wer mit dem von den deutschen Herstellern geprägten Trend zu immer härteren Fahrwerksabstimmungen nichts anfangen kann, der darf sich auf den C4 mit konventioneller Motorisierung freuen.

Er wird ein äußerst komfortables, sehr geräumiges Alltagsauto bekommen, das auf unpraktische, avantgardistische Mätzchen verzichtet und dennoch ein unverwechselbares Äußeres zu bieten hat.

Der neue Citroën ë-C4 und seine Brüder mit Benzin- und Dieselmotoren sind ab Februar kommenden Jahres bei uns zu haben.