BMW X3M: Ein M3 im Hochparterre
Zugleich haben wir es da mit einer echten Premiere zu tun: Der auf M-Level gehobene Bayern-Crossover ist nämlich das erste Kompakt-SUV, dem die Ehre des werksseitigen M-Tunings zuteil wird.
Ob das sinnfrei ist oder nicht – schwer zu sagen. Fest steht jedenfalls, dass die bisherige Spitzenversion mit der holprigen Modellbezeichnung X3 xDrive M40i mit immerhin 354 PS – mit M-Komponenten, aber eben kein waschechter M – ja auch kein Kind von Traurigkeit ist.
Außerdem muss die Frage erlaubt sein, ob es Sinn eines SUV ist, es fahrdynamisch in die Nähe eines ebenerdigen M3 vorstoßen zu lassen. So oder so: Der Markt für gleichermaßen höhergelegte wie lustvoll-üppig motorisierte Crossover ist vorhanden, also werden sie auch angeboten: Freies Spiel zwischen Angebot und Nachfrage, so einfach ist das. Wenn es um eines der Produkte aus dem Haus der Bayerischen Motoren Werke – mit Betonung auf Motoren – geht, ist die Erwartungshaltung, wenn es sich nicht ausgerechnet um ebenso anspruchslose wie kleine Dreizylinder dreht, hoch. Und sie wird prompt voll erfüllt.
Stellt doch der im X3 M zum Einsatz kommende Reihen-Sechszylinder eine geradezu klassisches Beispiel für hohe zeitgenössische Motorenbaukunst dar. Ohne groß in technische Details zu gehen: Zu den Highlights zählen (unter anderem) Direkteinspritzung mit 350 bar Einspritzdruck, zwei Turbolader, variable Ventilsteuerung, stufenlose Nockenwellenverstellung, Getriebeölkühler, und-und-und. Der Reihen-Sechser verfügt außerdem über eine geschmiedete Kurbelwelle, die einerseits für hohe Laufkultur sorgt, anderseits mit ihrer extrem torsionsfesten Bauweise die Übertragung eines besonders hohen Drehmoments ermöglicht, das sich – mit enormer Durchzugsstärke – auf einer tafelbergähnlichen Hochebene zwischen 2600 und 5600 Umdrehungen ausbreitet.
Das Fahrerlebnis an Bord des X3 M nüchtern und in einem Satz zusammengefasst: Der Motor brilliert mit überaus spontanem Ansprechverhalten und dreht unglaublich leichtfüßig bis hinauf in den Drehzahlbegrenzer. Weniger emotionslos ausgedrückt: Die Beschleunigung, nicht unsportliche 4,2 Sekunden auf 100, geht mit brachialer Selbstverständlichkeit und mit wahnwitzigem Schub in allen Lebenslagen vonstatten.
Begleitet wird das Power-Inferno von einem Sound, der irgendwo in der Mitte zwischen aggressiv-brodelnd und rotzig-gebrüllt liegt.
Wie immer bei BMW muss sich auch der X3M-Pilot mit einem knallhart abgestimmten Fahrwerk und einem betont hecklastigen Allradantrieb auseinandersetzen – die Vorderachse kommt nämlich erst dann zum Einsatz, wenn der Leistungsüberschuss mit den Hinterrädern durchgeht.
Beides muss man mögen, sorgt aber nach einer gewissen Eingewöhnungsphase für lustbetonte Freude am Fahren. Was ja ganz im Sinne des bajuwarischen Marken-Claims ist.
Antrieb: 6-Zylinder, Benzin, Direkteinspritzung, 2 oben liegende Nockenwellen, 4 Ventile/Zylinder, 2 Turbolader, Ladeluftkühler; Allradantrieb, 8-Gang-Automatik; Spitze 250 km/h, 0–100 in 4,2 Sekunden; Euro 6d-Temp. Hubraum: 2993 cm³.
Leistung: 480 PS/353 kW, maximales Drehmoment:600 Nm bei 2600 U/min.
Fahrwerk: Selbst tragende Karosserie, Einzelradaufhängung, vorn McPherson-Federbeine, Querlenker, Zugstreben, hinten Mehrlenkerachse, v/h Schraubenfedern, elektronisches Dämpfersystem, Stabilisatoren, Scheibenbremsen (v/h innen belüftet), Zahnstangenlenkung mit elektrischer Servounterstützung, ABS, elektronisches Stabilitätsprogramm (ESP), Brems- und Berganfahrassistent.
Abmessungen: Maße (L x B x H):4726 x 1897 x 1667 mm, Wendekreis: 12,6 m, Radstand: 2864 mm, Kofferraum: 550–1600 l, Gewicht: 1970 kg, Gesamtgewicht: 2500 kg
Tankinhalt: 65 l
Verbrauch: Normverbrauch: 10,5 l/100 km, 239 g/km CO², Testverbrauch: 12,8 l/100 km
Preis: Grundpreis 111.359 €, Preis Testwagen: 136.505 €
Motorbezogene Versicherungssteuer: 2836,44 €