Wo Renaults Elektrozukunft ihr Zuhause bekommt
Von Michael Andrusio
Einst lief hier der legendäre R5 von Renault vom Band. Ab 2024 wird in Douai wieder ein R5 gebaut werden, der aber dann mit Elektroantrieb fahren wird.Renault hat große Pläne mit dem Fabrikscluster im Norden Frankreichs. „ElectriCity“ nennt Renault den Verbund von den drei Werken in Douai, Maubeuge und Ruitz 200 Kilometer nördlich von Paris kurz vor der französisch-belgischen Grenze. Der Herr über die drei Werke bzw. der ElectriCity ist der gebürtige Italiener Luciano Biondo. „Das ist von der Arbeit an einem Oldtimer“, sagt Biondo grinsend, als er uns seinen einbandagierten Finger, den er sich beim Basteln eingezwickt hat, entgegenhält. Die Oldies, die er in der Garage hat, sind französischer Bauart, aber keine Renaults.
Für die Neuorganisation der Produktionsstätte in Douai hat man zunächst Fläche reduziert und 148 Hektar wurden verkauft. Das schafft Kompaktheit und sorgt für wirtschaftlichere Arbeitsprozesse, erklärt Herr Biondo. Dass Elektroautos aber automatisch weniger Arbeitskräfte bedeuten, lässt Biondo so nicht stehen. „Das stimmt für den Elektromotor, dass man weniger Leute braucht. Bei der Montage des kompletten Autos ist das aber nicht mehr so“, erklärt er uns.
Gleichzeitig bringt die Elektromobilität aber auch neue Arbeitsplätze in der Batteriefertigung und später auch beim Recycling so Biondo weiter.
Gigafactory
Stichwort Batterieproduktion. Renault hat sich mit dem chinesischen Unternehmen Envision AESC zusammengetan, um in der Region eine Gigafactory für Elektro-Batterien zu errichten, und die Bauarbeiten beginnen Mitte des Jahres. Die Batteriefertigung soll bis 2030 2.500 Jobs schaffen und nur einen Steinwurf entfernt vom Werk in Douai sein. Vorteile: Ein niedriger CO2-Fußabdruck dank kurzer Transportwege, reduzierte Fixkosten und flexible Prozesse je nach Kundennachfrage.
2024 soll die Kapazität der gefertigten Akkus 9 GWh betragen, 2030 dann 24 GWh. Gleichzeitig hat Renault einen Vertrag mit dem französischen Start-up Verkor unterzeichnet, wo man ebenfalls eine Gigafactory (in Dünkirchen) plant. Es ist kein Geheimnis, dass Renault auch an leistungsfähigeren Feststoffbatterien forscht. Die leistungsfähigeren Akkus benötigt man in Zukunft für High-End-Modelle bzw. die elektrischen Sportwagen, die dann von der Marke Alpine kommen.
Derzeit arbeiten in den drei Werken der ElectriCity rund 5.000 Menschen. In Douai wird aktuell die Produktion des elektrischen Megane e-Tech Electric hochgefahren, ab Juni sollen es bereits 60 Autos pro Stunde sein. Allein hier hat Renault 550 Millionen für die Umstellung auf Elektroauto-Produktion investiert, wobei es rund 600 Roboter sind, die am elektrischen Megane werken.
Außer dem Megane laufen derzeit auch noch der Scenic und der Espace hier vom Band. Neben dem Megane e-Tech Electric und R5 wird Renault hier auch ein E-Auto für das C-Segment produzieren. Im Werk Maubeuge wiederum startet noch in diesem Jahr die Produktion des elektrischen Renault Kangoo.
Nissan Micra
Aber auch Nissan, das wie Mitsubishi, zur Allianz Renault-Nissan-Mitsubishi gehört, wird hier in der ElectriCity produzieren. Der nächste Nissan Micra wird hier gebaut – und das natürlich auch elektrisch auf derselben Basis wie der R5.
Ab dem Jahr 2025 sollen dann insgesamt 400.000 Elektroautos im Jahr aus der ElectriCity kommen,