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So fährt sich die neue Mercedes G-Klasse

Die neue G-Klasse muss man sich wie das Sanieren historischer Gebäude vorstellen: Es bleibt oft nur die Fassade erhalten, während dahinter das übrige Haus abgerissen und in moderner Bauweise neu errichtet wird.

Fast genauso erging es der Geländewagen-Ikone, zu der wir Österreicher ein spezielles Naheverhältnis haben: Gemeinsam von Mercedes und Steyr-Daimler-Puch in den 1970er-Jahren entwickelt, wird das Auto bis heute in Graz gebaut.

Vom First bis zum Keller präsentiert sich nun alles neu, auch wenn man die Silhouette und grundlegenden Bauprinzipien beibehielt: Die G-Klasse fußt auf einem Leiterrahmen, besitzt in allen Versionen ein Untersetzungsgetriebe und drei 100-Prozent-Sperren.

Der große Unterschied liegt im Wachstum, vor allem in der Breite: Stattliche 131 mm Zuwachs bei der Karosserie sorgen für bislang unbekannte Freiheiten im Innenraum, 120 mm mehr Spurbreite für deutlich sattere Fahrstabilität. Eine weitere Neuerung bringt die Vorderachse: Sie ist nun mit Einzelradaufhängungen ausgestattet, die in Verbindung mit einer elektrischen Zahnstangenlenkung ein neues Maß an Präzision und Fahrkomfort ermöglicht.

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Mehr Komfort

Bei unserer ersten Ausfahrt zeigen sich rasch die Meriten dieser Umbrüche: Die neue G-Klasse ist um Welten kultivierter, bietet ein überraschend hohes Maß an Komfort und eine deutlich verbesserte Geräuschdämmung. Auch die um rund 55 % verbesserte Torsionssteifigkeit des Leiterrahmens wird spürbar – auf der Straße und erst recht im Gelände.

Bereits im Datenblatt zeigen sich fast alle Kennzahlen teilweise markant verbessert : Wattiefe (um 10 cm), Bodenfreiheit, Rampen- und Böschungswinkel sowie die Schräglage (von 28 auf 35 Grad). Bei einer Demonstration dieser Fähigkeiten ist man dann auch als geübter Geländefahrer beeindruckt, vor allem bei einer aus extremer Steigung und Schräglage kombinierten Auffahrt. Dafür verschränkt das Auto die Fähigkeiten der Hardware (Untersetzung, Sperren) mit einer automatischen elektronischen Verstellung des Fahrwerks, der Lenkung und des Ansprechverhaltens des Motors.

Diese Kompetenz im Gelände wird umso beeindruckender, als sie mit einem Modell geschieht, das deutlich über 200 km/h erreicht und weit entfernt ist von der Hölzernheit früherer Offroader. Ganz im Gegenteil: Die neue G-Klasse ist auch ein entspanntes Reisemobil.

Das gilt vor allem für das momentane Einstiegsmodell, den G 500. Er bietet mit seinem 4-Liter-Biturbo-V8 422 PS und 610 Nm reichlich Kraftreserven und beschleunigt das 2429 kg schwere Auto in 5,9 Sekunden auf 100. Die 9-Gang-Automatik schaltet sanft, der Motorsound bietet eine gute Mischung aus Charakter und Distinguiertheit, was auch auf das harmonische Fahrverhalten zutrifft. Leder, 3-Zonen-Klima, Comand Online mit 12,3-Zoll-Bildschirm, elektrische Sitze mit Memory, 18-Zoll-Räder und die Voll-LED-Leuchten sind zum Preis von € 142.490,– serienmäßig.

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Übermäßige Leistung

Im Vergleich übertrieben wirkt dagegen der Mercedes-AMG G 63, der optisch wenig dezent auf die überbordende Leistung von 585 PS und 850 Nm hinweist. Das um 131 kg schwerere und € 196.180,– teure Fahrzeug ermöglicht zwar einen irrwitzigen Sprint in 4,5 sec. auf 100, erreicht aber nicht die Harmonie und geschmeidige Gelassenheit des G 500.

Die Markteinführung der neuen G-Klasse erfolgt am 1. Juni. Rasch sollen weitere Motorisierungen folgen, darunter natürlich auch ein Diesel. Über Hybrid und Elektro spricht man noch nicht. Beides wird aber wohl ebenfalls nötig sein, soll die neue G-Klasse auch die nächsten 39 Jahre Bestand haben.