Erste Kilometer am Steuer des neuen Opel Astra
Von Horst Bauer
30 Jahre nach der Umbenennung vom Kadett zum Astra macht der Opel für die Kompaktklasse jetzt die gravierendste Änderung seiner Geschichte durch.
Erstmals gibt es ihn nicht nur mit Benzin- und Dieselmotoren, sondern auch mit gleich zwei Plug-in-Hybrid-Antrieben zur Wahl. Und im nächsten Jahr fährt sogar der erste Astra der Geschichte als reines Elektroauto vor. Die Rüsselsheimer können also den potenziellen Astra-Kunden jede auf ihre speziellen Bedürfnisse zugeschnittene Antriebsvariante bieten.
Wer jetzt glaubt, das alles schon einmal wo gehört zu haben, der liegt nicht ganz falsch.
Auch Peugeot wirbt damit für den neuen 308. Und das nicht zufällig. Teilen sich doch der kompakte Franzose und der neue Opel Astra die technische Basis. Schließlich gehören beide Marken inzwischen zum neu formierten Stellantis-Konzern.
Was aber macht nun der Astra anders, als sein französischer Konzernbruder?
Die Unterschiede zum Peugeot
Bei ersten Testfahrten mit dem neuen Opel zeigten sich zwei gravierende und einige kleinere Unterschiede. Am augenfälligsten ist zunächst die markant andere Frontgestaltung, die den Astra bei praktische identen Abmessungen (Länge 4,37 m, Breite 1,86 m, Radstand 2,67 m) deutlich bulliger wirken lässt als den Peugeot.
Der andere große Unterschied findet sich im Innenraum. Opel bietet nämlich im Gegensatz zu dem gewöhnungsbedürftigen I-Cockpit (kleines, tief liegendes Lenkrad, darüber angebrachte Armaturen) von Peugeot eine klassische Anordnung. Der Kommandoplatz ist geprägt von einem normal großen, sehr gut zur Hand liegenden Lenkrad, das eben nicht tiefer gesetzt werden muss, um den Blick auf das Info-Display davor freizubekommen.
Aber nicht nur hier haben sich die Rüsselsheimer erfolgreich um weitestgehende Eigenständigkeit bemüht. Auch in anderen Details finden sich clevere Lösungen. Um etwa bei den Plug-in-Hybrid-Modellen effizient und mit minimaler Ablenkung darüber zu informieren, mit welcher Antriebsart gerade gefahren wird, wechselt einfach die Farbe der Zahlen des digitalen Tachos.
Apropos fahren: Auch hier findet sich ein Unterschied zum Peugeot. Auf den ersten Kilometern konnte der Astra mit der präzisen Lenkung und einer sehr ausgewogenen Fahrwerksabstimmung überzeugen. Der mit dem kleinen Lenkrad mehr Sportlichkeit signalisierende Peugeot kann hier im Vergleich sein Versprechen nicht ganz halten.
Was die Motorisierungen betrifft, gilt hingegen auch beim Astra, was an dieser Stelle schon zum Peugeot 308 angemerkt wurde.
Diesel als Trumpf
Die vom Fahrerischen her stimmigste Kombination aus dem Motorisierungsangebot ist – so anachronistisch dies in manchen Ohren auch klingen mag – der 130-PS-Dieselmotor mit manuellen 6-Gang-Getriebe. Wer die Kulturtechnik des Umgangs mit Kupplung und Ganghebel noch nicht verlernt hat, dem wird kein anderer Astra besser zu Gesicht stehen. Selbst mit der 8-Gang-Automatik ist der Diesel dem Benziner in dieser Hinsicht vorzuziehen. Der kleine 1,2-Liter Dreizylinder bietet zwar wahlweise 110 bzw. 130 PS, schafft aber sowohl mit 6-Gang-Getriebe als auch mit 8-Gang-Automatik nur bei extrem phlegmatischer Fahrweise halbwegs ruckfreie Anschlüsse.
Wer sich für einen der beiden Plug-in-Hybride entscheidet (Systemleistung 180 PS bzw. 225 PS), darf sein Herz an der bis zu 60 km reichenden rein elektrischen Reichweite und der staatlichen Förderung wärmen. Das sollte reichen, um den Umstand zu verdauen, dass man rund 250 kg zusätzlich zu bewegen hat, die sich sowohl durch die notwendige härtere Federung als auch den Verlust an harmonischer Fahrdynamik bemerkbar machen.
Der Einstiegspreis in die Welt des neuen Opel Astra liegt bei 22.179 €, den Diesel gibt es ab 27.599 €.
Der Plug-in-Hybrid mit 180 PS Systemleistung startet bei 34.999 €. Das Topmodell mit 225 PS wird erst später im Jahr verfügbar sein.