Mercedes EQC 400 4Matic: So fährt sich das neue Elektro-SUV
Von Maria Brandl
Das große Ziel lautete beim EQC nicht, Vorreiter unter den Elektro-SUV zu sein, sondern ein echter Mercedes. Bei Qualität, Fahrverhalten und Kundennutzen, so Manager bei der Fahrpräsentation des EQC. Vier Jahre dauerte die Entwicklung, anders als die meisten Mitbewerber konnte der Hersteller dabei auf mehr als 40 Jahre Erfahrung mit E-Fahrzeugen aufbauen. Bereits in den 1970er-Jahren wurden E-Transporter mit Tauschbatterien hergestellt.
Der EQC soll gegenüber den Mitbewerbern nicht nur durch sein ausgeklügeltes Batteriemanagement – laut eigener Aussage eine Kernkompetenz von Mercedes – punkten, sondern auch mit besonderen Geräuschdämmungsmaßnahmen wie dickeren Fensterscheiben und einer aufwendigen Motoraufhängung sowie -Kapselung. Keinesfalls soll der EQC wie eine Straßenbahn klingen.
Der E-SUV, der laut Chefentwickler Michael Kelz kein Geländewagen ist, wurde mit seinen zwei E-Motoren so ausgelegt, dass für den entspannten Betrieb nur die Vorderachse angetrieben wird. Der vordere E-Motor ist auf volle Effizienz ausgelegt. Der hintere E-Motor, der mit 150 kW gleich stark wie der vordere ist, aber mit fünf Wicklungen zwei weniger hat, schaltet sich bei kräftigem Druck aufs Gaspedal dazu und soll das typische Heckantriebs-Fahrgefühl vermitteln. Dies werden spätere Motor-KURIER-Tests zeigen können.
- In Fahrt Bei der Fahrpräsentation in Norwegen mit extrem strengen Tempolimits blieb der EQC weitestgehend im Frontantriebsbetrieb. Meist waren dafür weniger als fünf Prozent der Antriebsleistung nötig, wie eine Anzeige im Cockpit aufklärte. Nur wenn es bergauf ging, stieg der Bedarf auf 10 Prozent.
In einem Tunnel begann der EQC sein Tempo Richtung Stillstand zu senken, ein kurzer Gasstoß rettete uns mit 11 km/h über die Straße zu einer Tankstelle, wo nach einem Neustart die Fahrt fortgesetzt werden konnte. Die Ursache für den „Loss of Drive“, wie dies Briten nennen, konnten die Techniker nicht feststellen.
Die Geräuschdämmung wirkte jedenfalls sehr überzeugend, auch das Platzangebot (siehe Zusatzartikel) samt Laderaum ist selbst für vier große Erwachsene sehr befriedigend.
- Laden Der EQC lässt sich sowohl an der Schuko-Haushaltssteckdose (8 A Serie, händisch auf 10 oder 16 A einstellbar), an einer Wallbox (zweiphasig mit 7,4 kW) oder mit dem CCS-Einheitsstecker mit bis zu 110 kW an Gleichstrom-Schnellladestellen aufladen. Warum Mercedes zwei- und nicht dreiphasiges Wechselstromladen vorsieht, konnte von den Technikern vor Ort nicht schlüssig erklärt werden. Fürs Schnellladen wird die Batterie übrigens vortemperiert, um eine optimale Ladung zu erreichen, sofern der Ladewunsch dem Bordrechner bekannt gegeben wird.
Die Norm-Reichweite beträgt mehr als 400 km (siehe Zusatzartikel), tatsächlich seien mit 120 km/h auf der Autobahn 360 km im Sommer realistisch, im Winter bei –10 Grad C rund 260 km. Im Stadtbetrieb könne der Energieverbrauch fürs Heizen höher sein als fürs Fahren, so Entwicklungsleiter Kelz. Eine Wärmepumpe ist Serie.
- Vernetzung Großen Wert legt Mercedes auf die digitalen Dienste und das Infotainmentsystem MBUX. Das Navigationssystem sei für den EQC und die Bedürfnisse eines E-Autos optimiert worden. Tatsächlich bietet der EQC „volles Programm“ samt sehr gut funktionierender Sprachbedienung. Nur bei der Lokalisierung des Fahrzeugs zeigte das Navi Schwächen, wie bei anderen Mercedes-Modellen auch. Gegen Aufpreis werden noch zahlreiche Apps und Extras angeboten.
Technische Daten
Maße: L x B X H 4761 x 1884 x 1623 mm, Radstand 2873 mm, Laderaum ca. 500 l, Gewicht ab 2495 kg, Gesamtgewicht 2940 kg, Anhängelast gebr.1800 kg.
Antrieb: 2 Asynchronmaschinen mit je 150 kW/204 PS, Allradantrieb, Gesamtleistung 300 kW/ 408 PS, max. Drehmoment 760 Nm. Lithium-Ionen-Batterien, 80 kWh, 652 kg. Ladezeit 11 h an der Wallbox, ca. 40 min. für 80 % Vollladen mit bis zu 110 kW Gleichstrom, keine Angabe für Schukostecker. Stromverbrauch: ab 19,7 kWh/100 km. Reichweite 445–471 km.
Fahrleistungen: 0–100 km/h in 5,1 sec, Spitze 180 km/h (abgeregelt).
Garantie: 160.000 km oder acht Jahre für die Hochvolt-Batterie.
Preis: ab 75.500 €.
Marktstart: Herbst 2019.