Was sich beim Hyundai Kona alles geändert hat
Von Horst Bauer
„Wir haben den Kona-Besitzern zugehört. Und die wollten vor allem mehr Platz im Fond und einen größeren Kofferraum,“ plaudert SangYup Lee aus der Schule. Der Chefdesigner der Marken Hyundai und Genesis stellt bei der ersten Präsentation der neuen Generation des Hyundai Kona aber lieber einen anderen Aspekt des Kompakt-SUV in den Mittelpunkt.
Dass der neue Kona mit 4.355 mm um 175 mm länger und mit 1.825 mm um 25 mm breiter als das Vorgängermodell geraten ist - und damit jetzt einen Kofferraum mit zumindest 466 l Stauvolumen bietet – macht ihn zwar zu einem der größten Vertreter seiner Art im boomenden B-Segment des Marktes. Für SangYup Lee ist aber die futuristisch gestaltete Front eindeutig das wichtigste Element. Vor allem das durchgehende LED-Lichtband hat es dem Herrn Designchef angetan. In einem Stück gefertigt, spannt es sich dort quer über die gesamte Fahrzeugfront, wo früher einmal ein Kühlergrill der Blickfang gewesen wäre.
Dass die Übertragung so eines, sonst nur bei Designstudien verbauten aufwändigen Teils in die Serienproduktion geglückt ist, liegt an einer strategischen Entscheidung des Hyundai-Managements. Die Entwicklung der neuen Generation des wichtigen Modells wurde nämlich bewusst mit der Elektro-Version gestartet. Die weiterhin erhältlichen Kona mit Benzinmotor und Hybrid-Antrieb gaben also erstmals nicht die Richtung vor, sondern wurden an das Elektro-Modell angepasst.
Und so leistet man sich etwa gleich drei optisch vollkommen verschiedene Frontgestaltungen für den normalen Benziner, den sportlichen Kona N-Line und den Kona Electric. Einziges – starkes – Element mit Wiedererkennungswert ist eben der durchgehende Lichtbogen an der Front.
Flacher Boden im Fond
Ebenfalls der Priorisierung des Elektro-Modells geschuldet ist der vollkommen flache Fahrzeugboden im Fond des Kona Electric. Der erleichtert den Durchstieg und erhöht den Sitzkomfort in der zweiten Reihe. Bei den Brüdern mit konventionellem Antrieb konnte man zwar auf die Ausbuchtung für die Antriebswelle im Fahrzeugboden nicht verzichten (schließlich wird es auch den neuen Kona mit Allradantrieb geben). Aber für die E-Version wurde eben ein eigener Bauteil gestaltet, um die Platzvorteile gegenüber einer konventionellen Motor-/Getriebe-Kombination auch entsprechend nutzen zu können.
Premium-Modell
Bei der Neuausrichtung des Kona lassen es die Koreaner aber nicht nur bei den größeren Abmessungen bewenden. Erklärtes Ziel der Marketing-Strategen ist es, das Kompakt-SUV als Premium-Modell zu positionieren. Anhand des zunächst in den Mittelpunkt gestellten Kona-Electric bedeutet das unter anderem, dass er jetzt über eine Präkonditionierung der Batterie verfügt. Diese sorgt dafür, dass der Akku vor dem Ladevorgang auf die ideale Temperatur gebracht wird, was die schnellere Leistungsaufnahme begünstigt.
Dafür, dass das Ladekabel auch bei frostigen Temperaturen (bis minus 30 Grad) überhaupt angesteckt werden kann, sorgt eine Heizung, welche die Vereisung der Ladeklappe verhindert.
Die kann auch helfen, sollte auf die V2L-Funktion zurückgegriffen werden müssen. In dem Fall fungiert das Auto als Stromquelle für Elektrogeräte, die mit einem normalen Haushaltsstecker angeschlossen werden können (Ausgangsleistung 3,13 kVA).
Ebenfalls erstmals beim Elektro-Kona gegeben ist die Möglichkeit des Ein-Pedal-Fahrens. Und in enge Parklücken lässt er sich sogar von außen via Fernbedienung am Schlüssel bewegen.
Dass alle aktuellen elektronischen Sicherheits- und Assistenzsysteme an Bord sind, versteht sich da von selbst.
Die Motor-Varianten
In punkto Antriebsquelle bietet der Kona Electric entweder eine Kombi aus 160-kW-Motor und 65,4-kWh-Batterie oder einen 114,6 kW starken Motor mit einer 48,4-kWh-Batterie. Und obwohl der Neue größer und schwerer als der bisherige Kona geraten ist, konnte der Verbrauch dank einer stark verbesserten Aerodynamik gesenkt werden. Der Normwert von 15,1 kWh / 100 km sollte mit der größeren Batterie für eine Reichweite von bis zu 490 km gut sein.
Die Verbrenner-Versionen nutzen einen Dreizylinder-Benziner mit 120 PS, der wahlweise an ein manuelles 6-Gang- oder ein 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe gekoppelt ist. Der Kona mit Allradantrieb wird von einem Vierzylinder-Benziner mit 198 PS befeuert.
Zusätzlich steht auch ein Hybrid-Antrieb mit 141 PS Systemleistung in Kombination mit einem 6-Gang Doppelkupplungsgetriebe zur Wahl. Ein Plug-in-Hybrid (wie bei der anderen Konzernmarke Kia) ist für den Kona nicht vorgesehen.
Der Markstart des neuen Hyundai Kona soll bei uns im Sommer mit den klassischen Motorisierungen erfolgen. Der Kona Electric dürfte dann später im Herbst verfügbar sein.
Was die Preise betrifft, hüllt sich Hyundai noch in Schweigen. Es darf aber davon ausgegangen werden, dass die neue Generation des Kona angesichts des Gebotenen (Stichwort: Premium) sicher nicht billiger wird als das Vorgänger-Modell.