Geschwindigkeitsrekord von Bugatti: Warum die Wahl auf Niedersachsen fiel
Auf der VW-Hochgeschwindigkeitsteststrecke von Ehra-Lessien hat Bugatti mit dem Chiron dieser Tage einen neuen Geschwindigkeitsrekord aufgestellt. Als erster Hersteller durchbrach man die 300 Meilen pro Stunden Marke und erreichte 304,773 mph - das entspricht 490,484 km/h.
Nun erklärt Bugatti, warum man nach Niedersachsen ging, obwohl andere Hochgeschwindigkeitsstrecken wohl ein noch höheres Tempo erlaubt hätten. "Unsere Berechnung haben ergeben, dass wir in Nevada rund 25 km/h schneller gewesen wären“, sagt Stefan Ellrott, Vorstand für Entwicklung bei Bugatti. Dennoch entschied sich Bugatti dagegen. „Sicherheit geht bei Bugatti vor. Die Strecke in Nevada ist sehr lang und geht nur in eine Richtung, Sicherheitskräfte hätten im Notfall zu lange zum Einsatzort gebraucht. Dazu weist die Strecke ein leichtes Gefälle von etwa drei Prozent auf. Es hätte sich nicht richtig angefühlt, hier einen Rekord aufzustellen.“
Bei so viel Leistung muss für höchste Sicherheit gesorgt sein. Die Hochgeschwindigkeitsstrecke Ehra-Lessien in Niedersachsen ist der einzige Ort weltweit, an dem die Sicherheitsstandards bei Rekordversuchen so hoch liegen. Die insgesamt 21 Kilometer lange dreispurige Schnellfahrbahn wird von Leitplanken umsäumt, am Nord- und am Südende stehen Rettungskräfte bereit. Spezielle Matten reinigen die Fahrbahn vor jedem Versuch. „Sicherheit steht bei uns an erster Stelle. Wir haben im Vorfeld alles unternommen, um das Risiko für unseren Testfahrer zu minimieren“, sagt Stefan Ellrott.
Dafür nimmt Bugatti einen großen Nachteil in Kauf: Die Teststrecke in Ehra-Lessien liegt 50 Meter über Normalnull, fast auf Meeresspiegel-Niveau. Im Gegensatz zu höhergelegenen Orten, die in der Vergangenheit für Hochgeschwindigkeitsfahrten genurtzt wurden, wie eben in Nevada, liegt die Luftdichte bei nahezu Normalnull von 1013,25 hPa.
Wenn Luftdruck und Luftdichte also abnehmen, verringert sich auch der Luftwiderstand. Gegenstände wie Autos, Luftschiffe oder Flugzeuge benötigen weniger Kraft. In einer Höhe von 5.000 Meter sinkt die Dichte ca. auf die Hälfte, damit halbiert sich auch der Widerstand. Vereinfacht gesagt, muss das Auto auf Meeresspiegelhöhe mehr Kraft aufbringen, um durch die Luft zu fahren, als wenn es auf rund 1.000 Meter unterwegs wäre.
Dass sich zwar zusätzlich auch der Sauerstoffanteil von 21 auf rund 19 Prozent in der Luft verringert, der wichtig für die Verbrennung des Kraftstoffes im Motor, ist jedoch vernachlässigbar – perfekt darauf abgestimmte Turbolader pressen mehr Luft in die Brennräume.