Fahrbericht Dacia Jogger: Siebensitzer für alle
„Die Kunden werden in Scharen kommen“, sagte Thilo Schmidt, Generaldirektor von Renault Österreich voller Selbstbewusstsein. Die Anziehungskraft soll vom neuen Dacia Jogger ausgehen, den Schmidt und seine Kolleginnen und Kollegen vor einer Woche in Nizza vorstellten. Thilo Schmidt mag mit seiner Vorhersage recht behalten. Denn dem Jogger muss ob des Preises nichts verziehen werden. Er ist gut gemacht, solide, unter Verzicht auf all das Chichi, wie die erste Testfahrt in Südfrankreich zeigte.
Gefälliges Äußeres
Der erste Blick auf den Dacia Jogger überrascht, denn er mutet hochwertiger an als vielleicht zu Unrecht erwartet. Ein Mittelding ist er, zwischen SUV, Kombi und Minivan – ein Crossover, wie das Automobilhersteller bezeichnen. In Zahlen ausgedrückt: 20 Zentimeter Bodenfreiheit, 4,55 Meter Länge, der Radstand zählt 2,90 Meter. Mit der üppigen Plastikbeplankung und dem Dachträger bekommt er das aktuell beliebte Offroad-Design.
Tatsächlich ins unwegsame Gelände sollte man mit ihm jedoch nicht fahren, denn er wird nicht mit Allradantrieb gebaut. Das wäre technisch möglich, würde jedoch den Preis erhöhen.
In Österreich ist er mit einem 1-Liter-Turbomotor mit 3 Zylindern ausgestattet, der 110 PS (81 kW) liefert. Andernorts kommt er auch mit Flüssiggas-Antrieb auf den Markt. 2023 soll ein Vollhybrid-Modell folgen. Die Motorisierung lässt den Puls nicht in die Höhe schnellen, passt aber gut für den Alltagsbetrieb. In Südfrankreich bedeutet das: der Jogger nimmt die kurvigen Straßen die Hügel hinauf und wieder hinunter gelassen und auch auf der Autobahn schwimmt er mit 130 km/h tadellos mit.
Wie er sich voll beladen fährt, kann hier nicht beurteilt werden. Liebhaberinnen und Liebhaber der alten Schule werden sich nicht daran stören, dass er ausschließlich mit manueller
6-Gang-Schaltung kommt.
Zu siebent im Auto
Sieben Menschen finden optional im Jogger Platz. Isofix-Befestigungen für Kindersitze sind nur an den beiden äußeren Sitzen in der zweiten Reihe zu finden. Hat man dort tatsächlich zwei Kindersitze montiert, könnte es etwas umständlich werden. Denn um in die dritte Sitzreihe zu gelangen, muss man den äußeren Sitz der zweiten umlegen. Dafür sitzt man ganz hinten vergleichsweise komfortabel – zumindest auf kurzen Strecken. Bei Bedarf können diese beiden Sitze auch umgeklappt oder ausgebaut werden. In der 5-sitzigen Version beträgt das Kofferraumvolumen 607 Liter nach VDA (Oberkante Rückenlehne). In der 7-sitzigen Version liegt das Volumen bei 160 Liter nach VDA.
Analoge Welt
Wo andere Hersteller zur Zeit auftrumpfen, bleibt der Dacia Jogger ruhig: Es sind nur die wichtigsten Assistenzsysteme an Bord (einige Helferlein, wie eine Rückfahrkamera, gibt es optional), Geschwindigkeits- und Drehzahlanzeige sind analog und in der Basisausstattung ist kein mittiger Touchscreen eingebaut. Man kann allerdings das Handy in eine Vorrichtung auf dem Armaturenbrett schnallen. So geht man zumindest nicht im Untermenü vom Untermenü verloren. Wer vor den von Dacia erwarteten Scharen kommt, muss auch nicht lange auf sein Auto warten. Drei bis vier Monate, so Thilo Schmidt.
Das gefällt gut
Der Preis: ab 14.990 hat man ein solides, großes Auto; in der Extrem-Ausstattung mit sieben Sitzen zahlt man auch „nur“ 18.690 Euro; die dritte Sitzreihe ist nicht nur eine Strafbank, sondern großzügig bemessen
Das gefällt nicht
Keine Automatikschaltung; aktuell gibt es in Österreich keine Wahlmöglichkeit bei Motorisierung und Antrieb; Hybrid-Version kommt ab 2023; Beifahrersitz-Lehne nicht umlegbar
Daten
Der 1.0 Liter Turbomotor mit 3 Zylindern und Direkteinspritzung liefert 110 PS (81 kW); 6-Gang-Schaltgetriebe; drei Ausstattungsvarianten; der Verbrauch wird mit 5,7 l/100 km angegeben; die Anhängelast beträgt bis 625 kg ungebremst und bis zu 1.200 kg gebremst