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Die Auto-des-Jahres-Kandidaten im Elch-Test

In Skandinavien ist er schon lange ein Klassiker. Im Rest der Welt wurde er erst bekannt, als er die Mercedes A-Klasse zu Fall brachte. Der seit diesem Ereignis Elch-Test genannte Ausweichtest, bei dem ein standardisiertes Ausweichmanöver mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten gefahren wird. Dabei zeigt sich schnörkellos, wieviel von den Sicherheitsversprechen in den jeweiligen Autoprospekten tatsächlich in der Praxis ankommt.

Das mussten auch heuer wieder die Kandidaten der Wahl zum Auto des Jahres im Zuge der traditionellen Testwoche der Jury im Norden Dänemarks unter Beweis stellen. Was sich wie immer auch als eine körperliche Herausforderung erwies. Nicht nur für den Testpiloten, den schwedischen Juror Jan-Eric Berggren, sondern auch für all jene, die sich auf dem Flugfeld von Sindal als lebende Dummies zur Verfügung stellten.

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Alle Tests wurden nämlich mit der jeweils zulässigen Besetzung des Autos gefahren. Wofür man heuer etwa beim Dacia Jogger gleich sechs freiwillige Passagiere brauchte, die sich von Herrn Berggren durch die Pylonengasse chauffieren ließen. Und das gleich mehrmals, wird doch nach jedem gelungenen Versuch das Tempo so lange in 5-km/h-Schritten erhöht, bis das Ausweichmanöver neben der vorgegebenen Bahn endet.

Die wichtigsten Ergebnisse

Die aufgrund der doch recht heftigen Karosserieneigung des Familientransporters von Dacia mit jedem Durchlauf blasser werdende Besatzung hatte es jedoch früher überstanden, als die meisten anderen. Notierte der Testpilot beim Anfangstempo 55 km/h mit dem Dacia Jogger bereits, dass sich das Auto "weich anfühlt und stark von einer Seite zur anderen schwankt", so verstärkt sich dieser Eindruck mit 60 km/h noch weiter. Bei 65 km/h ist dann Schluss. Testpilot Berggren: "Das Auto schafft die zweite Kurve nicht mehr. Es ist zu weich und hat zu starkes Untersteuern."

Der Alfa Romeo Tonale erntet zwar Lob für die flinke Lenkung, kämpft aber letztlich mit der weichen Fahrwerksabstimmung und der dadurch bedingten starken Karosserieneigung. Bis Tempo 65 schafft der Hybrid-Tonale dennoch das Ausweichmanöver. Bei 70 km/h notiert Berggren aber: "Das Auto untersteuert hinaus aus der Kurve, kein ESP-Einsatz merkbar."

Ähnlich durchwachsen ist die Elch-Test-Bilanz des elektrischen BMW iX1 xDrive 30. Bereits bei Tempo 60 konstatiert der Testpilot starke Karosserieschwankungen und das Fehlen eines ESP-Eingriffs. Trotz starkem Untersteuern schafft er aber das Manöver gerade noch. Mit Tempo 65 ist dann aber in der zweiten Kurve Schluss. Untersteuernd schiebt das Elektro-SUV von BMW aus der Kurve. Weder vom ESP noch vom regenerativen Bremsen sei etwas zu spüren, moniert Berggren. Dies obwohl er verschiedene Fahrmodi durchprobiert hat.

Zur Ehrenrettung der Bayern sei angemerkt, dass die iX1-Modelle in Tannis allesamt noch Vorserienstatus hatten. Bis zum endgültigen Serienanlauf dürften die Techniker in München jetzt jedenfalls noch ein paar Sonderschichten einzulegen haben.

Dass man mit der Materie eigentlich umgehen kann, bewiesen sie mit dem neuen Flaggschiff der Marke, dem ebenfalls elektrischen BMW i7 xDrive 60. Die schwere (gut 2,7 Tonnen), über fünf Meter lange Luxuslimousine zeigt in den Durchläufen mit Tempo 60, 65 und 70 keine Schwächen und meistert den Elch-Test souverän. Erst mit 75 km/h merkt Berggren an: "Jetzt kämpft das große Auto, aber es schafft das Manöver."

Erst bei Tempo 80 ist das Ende der Fahnenstange erreicht und in der zweiten Kurve fliegen die Pylonen.

In die gleichen Temporegionen stößt auch der Honda Civic e:HEV Sport problemlos vor. Dies nicht zuletzt aufgrund seiner hochgelobten Lenkung, die nicht nur flink reagiert, sondern dem Piloten auch eine sehr gute Rückmeldung liefert. Wie solide das Fahrwerk selbst ist, zeigt der Umstand, dass erst bei Tempo 75 erstmals ein leichter ESP-Eingriff merkbar wird. Tempo 80 ist dann aber auch für den flinken Honda zuviel.

Der Speed-King unter den Kandidaten ist mit dem Toyota GR86 2,4 wenig überraschend der einzige Sportwagen im Feld. Der flotte Zweisitzer schafft das Elch-Test-Manöver auch noch mit 80 km/h und wirft erst bei Tempo 85 in der zweiten Kurve die erste Markierung.

Sein kleiner Markenkollege, der Toyota Aygo X 1,0 VVT-i behilft sich vor allem mit dem ESP, um die Kurve zu kriegen. Das geht bei Tempo 60 durch eine leicht merkbare Intervention genauso gut, wie danach mit 65 km/h. Erst bei Tempo 70 ist von den elektronischen Helfern nichts mehr zu merken, was zum Untersteuern führt, wodurch der Kleinwagen über die Vorderräder aus der zweiten Kurve hinausschiebt.

Weniger die helfende Wirkung des ESP, als die regenerative Bremswirkung des Elektromotors beschert dem Kia Niro EV ein beachtliches Ergebnis. Bei keinem der problemlos gemeisterten Durchläufe in den Tempostufen zwischen 60 und 75 km/h ist eine ESP-Intervention merkbar. Durch das regenerative Bremsen wird die Fuhre automatisch jeweils so stark verlangsamt, dass das Ausweichmanöver gelingt. Erst bei Tempo 80 verlässt der elektrische Niro untersteuernd die vorgegebene Bahn.

Dass hier ausgerechnet der als Kleinbus angelegte Volkswagen ID.Buzz noch ein Schäuferl drauflegen konnte, war eine veritable Überraschung. Der elektrische Personentransporter zeigte, was mit gut abgestimmten elektronischen Helfern alles möglich ist. NotierteTestpilot Berggren beim ersten Durchlauf mit Tempo 55 noch, "fühlt sich schwer an und untersteuert stark, aber schafft das Manöver", so sorgt das ESP bei den nächsten Fahrten mit Tempo 60, 65 und 70 dafür, dass der ID.Buzz problemlos in der Spur bleibt. Auch 75 km/h stellen kein unlösbares Problem dar. Erst bei Tempo 80 fliegen die ersten Pylonen.

Nach der Anwahl des Sport-Modus im Fahrpgrogramm-Menü schafft der ID.Buzz den Elch-Test aber auch mit Tempo 80 ohne irgendwo anzuschlagen. Wie beim sportlichen Toyota ist erst bei 85 km/h in der zweiten Kurve Schluss.

Das Ergebnis der Wahl zum "Auto des Jahres 2023" wird am 13. Jänner im Vorfeld der Brussels Motor-Show in einer via Livestream im Netz übertragenen Show bekanntgegeben werden.