Erste Ausfahrt mit dem neuen Porsche Panamera: Helikopter-Feeling in der Sportlimousine
Von Sandra Baierl
Ein Sportwagen mit Langstreckenkomfort, für vier Personen. Und mit der typischen Porsche DNA. Das waren die Anforderungen, als man zu Beginn des Jahrtausends in die Entwicklung des Panamera ging. Am 19. April 2009 feierte das Auto seine Weltpremiere – in Shanghai wurde es mit einem Aufzug auf ein Dach in 400 Meter Höhe gebracht. Das ikonische Bild kennen die Panamera-Fans: Das Auto aufgestellt im Aufzug, der Lift-Concierge steht daneben.
Heute, am 24. November 2023, gibt es die neuerliche Weltpremiere des Panamera (wieder in Shanghai und mit speziellem Extra-Event in Dubai). Porsches Sportlimousine wurde maximal auf den neuesten Stand optimiert – es ist die dritte Modellgeneration und erstmals gibt es den Panamera als PHEV, also als Plug-in-Hybrid.
Betont stark
Wie sieht der neue Panamera aus und was kann er nun?
Die Front ist noch stärker betont, es gibt größere Lufteinlässe und der Kotflügel ist jetzt offener. Das Heck ist clean, gänzlich ohne Rahmen. Das Auto steht wuchtig da und kommt auf eine Länge von 5 Meter und eine Breite von 1,9 Meter (auch eine Executive-Version mit 5,2 Meter Länge ist im Programm).
Insgesamt hat Porsche für den neuen Panamera vier E-Hybrid-Antriebe im Programm. Zum Marktstart geht der Turbo E-Hybrid an den Start. Das Herz bildet ein Vierliter-V8-Turbomotor. Die E-Maschine im Hybrid leistet 140 kW (190 PS). Gemeinsam mobilisieren die beiden Motoren 500 kW (680 PS) und das Drehmoment beeindruckt mit 930 Nm. Das verschafft ihm eine Höchstgeschwindigkeit von 315 km/h und den Standardsprint auf 100 in 3,2 Sekunden. Die Ingenieure betonen bei der Präsentation „den überragenden Antriebsstrang“ (ein neues PDK-Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe), indem der E-Motor integriert ist. Die Integration in den Ölkreislauf des Getriebes optimiert den Wärmehaushalt des Elektromotors und erlaubt eine höhere Dauerleistung der E-Maschine.
„Am Fahrwerk allein haben wir vier Jahre gearbeitet“, sagen die Ingenieure. Es ist ein Fahrwerk der nächsten Generation, das hier präsentiert wird. Zwei Kammern und zwei Ventile im Luftfederfahrwerk sorgen hohen Komfort. „Wir haben die maximale Spreizung geschafft, was Dynamik und Komfort angeht“, heißt es im Werk in Leipzig. Und: „Ruhe hilft überall“, sagen die Ingenieure. Um das zu demonstrieren, lassen sie da Auto in alle Richtungen tanzen – es hebt sich und neigt sich, die Hydraulik spielt alle Stücke.
Einmal um den Block fahren
Wir dürfen Probefahren.
Einen Rundkurs auf den Straßen um das Porsche Werk in Leipzig. Der Fahrkomfort zeigt sich auf den Landstraßen gleich in den ersten Kurven. Das Auto gleitet ruhig über Unebenheiten – da, wo das vorfahrende Auto geschüttelt wird, liegt der Panamera ungeschüttelt auf der Straße. Es wirkt, als würde er jede Bodenwelle mit Freude schlucken. Dynamik, Lastverteilung und Seitenkraft werden gekonnt ausbalanciert. Auch die dynamische Bodenfreiheit spielt hier mit – das Fahrzeug geht in der Kurve quasi in die Knie, senkt sich bis zu drei Zentimeter ab. Es ist wie Carven beim Skifahren - Porsche nennt das Active Ride – und tatsächlich fühlt sich das Fahren trotz dieser starken Assistenzen immer noch authentisch und echt an.
Der Panamera geht aber nicht nur in die Knie (bzw. hebt sich fünf Zentimeter, wenn man ins Auto einsteigt, zwecks Komfort). Mittels aktivierbarem Beschleunigungs- und Bremskomfort macht das Auto genau das Gegenteil von dem, was man sonst gewohnt ist. Sprich: Er zieht beim Beschleunigen die Front und beim Verzögern das Heck nach unten.
Eigentlich mehr wie ein Helikopter als ein Auto. Die Beschleunigung passiert in schöner Porsche-Manier: volle Kraft, wenn man aufs Gaspedal steigt, Elektromotor und Verbrenner arbeiten harmonisch miteinander (sie sind ja auch eins geworden) . Es ist die herausragende Sportlichkeit, die jeder Porsche innehat, die immer wieder fasziniert. Helikopter-Gefühl, schon wieder.
Innen mehr, aber immer noch Porsche
Das Interior wurde natürlich auch im Panamera auf den neuesten Stand gebracht. Heißt: Breites, übersichtliches Fahrerdisplay, breites Mitteldisplay, das schön ins Cockpit integriert ist, und das breite Beifahrerdisplay (optional), das man schon aus dem Taycan oder Cayenne kennt, damit die Person daneben auch ihren Spaß haben kann (wenn schon nicht am Steuer, dann mit dem Screen). Treu nach Porsche-Linie übt man sich beim Cockpit in schöner Zurückhaltung. Es gibt viele digitale Elemente, aber auch Analoges. Alles hat seinen Platz, nichts über überdesignt, man findet die bekannten, markanten Elemente (wie der Mode-Schalter für die Fahrprogramme am Lenkrad) und doch schafft man mit dem Update den Sprung in die neue Zeit.
Produziert wird der Panamera im Werk in Leipzig. 160 bis 180 Panamera gehen hier täglich vom Band. Neben dem V8-Hybrid geht auch ein Panamera und Panamera 4 zum Marktstart zu den Kunden. Der 2,9-Liter-V6-Turbomotor leistet hier nun 260 kW (353 PS) und bietet 500 Nm Drehmoment.
Österreich-Details
Die Österreicher fahren gerne Porsche. 1.416 Fahrzeuge verkaufte der Sportwagenbauer von Jänner bis Oktober 2023 (+21,1 Prozent gegenüber Vorjahr), man ist auf hohem Niveau unterwegs. Es sieht sogar so aus, als würde Porsche in Österreich ein Rekordjahr einfahren. Marktanteil: 0,7 Prozent.
Meist zugelassenes Porsche Modell in Österreich ist mit Abstand der 911, vor dem Cayenne und dem Taycan. Mit dem neuen Panamera werden die Verkäufe in diesem Segment einen neuen Schub bekommen: ab März 2024 werden die ersten Fahrzeuge ausgeliefert, man rechnet im nächsten Jahr mit einem Volumen von 120 verkauften Fahrzeugen. Rund 98 Prozent E-Hybrid-Anteil erwartet man sich bei der Panamera-Baureihe. Seit der Markteinführung wurden insgesamt 1.722 Panamera in Österreich zugelassen (638 der ersten Generation 2009-2016, 1.084 der zweiten Generation 2016 bis 2023).
Die Preise
Der neue Panamera startet bei 134.926 Euro, Panamera 4 bei 142.538 Euro. Der Panamera Turbo-E-Hybrid ist ab 196.084 Euro erhältlich.