Car of the Year: Entwarnung für Toyota RAV4 beim Elchtest
Von Horst Bauer
Die Aufregung im Vorfeld war groß. Bei einem Ausweich-Test eines schwedischen Automagazins hatte der neue Toyota RAV4 mit zwei Rädern von der Fahrbahn abgehoben. War der RAV4 zwar weit vom Umfallen entfernt, löste die Meldung jedoch sofort Erinnerungen an den legendären Elch-Test aus, bei dem eine Mercedes A-KLasse - mit weitreichenden Folgen - umgekippt war.
Somit waren alle Augen auf den sogenannten Tannistest von "Car of the Year" gerichtet, bei dem sich alljährlich ein Großteil der Kandidaten für die Wahl zum Auto des Jahres im Norden Dänemarks den intensiven Fahrtests der internationalen Jury von europäischen Fach-Journalisten unterziehen. Teil des seit 42 Jahren durchgeführten Tannistest sind jene, von den skandinavischen Fachmedien traditionell durchgeführten Ausweichtests, die durch das A-Klasse-Desaster den Beinamen Elch-Test erhalten haben.
Zusätzlich zu den auf einem Flugplatz-Gelände mit vollbesetzten Autos bei unterschiedlichen Geschwindigkeiten gefahrenen Ausweich-Test wurden heuer auch die Automatischen Notbrems-Assistenten der Kandidaten durch eine Zufahrt auf ein festes Hindernis getestet.
Für Toyota, wo man sich dafür entschlossen hatte, nach dem schwedischen Test keine Veränderungen an der ESP-Programmierung des RAV4 vorzunehmen und ein normales Serienauto zum Tannistest zu bringen, ging dieser weitgehend glimpflich aus. In keiner Phase hoben die Räder von der Fahrbahn ab, die Bewertung des Fahrverhaltens durch die Testfahrer fiel jedoch teilweise durchwachsen aus.
Der Toyota RAV4 2,5 Hybrid mit Reifen der Marke Bridgestone Alenza 225/60 R18 bewältigte den Ausweichtest bei leichtem Nieselregen mit 65 km/h trotz einer leichten Rutschphase und ohne Eingriff des ESP-Systems problemlos.
- Mit 70 km/h greift das ESP ein, Die Reifen rauchen, aber die Hütchengasse wird problemlos durchfahren. Allerdings notiert der Pilot: "Es fühlt sich an, wie auf Schnee zu fahren."
- Mit 74 km/h bewältigt der RAV4 die Übung beinahe, übersteuert zum Schluss aber stark und rutscht mit dem Heck von der Fahrbahn.
- Mit 76 km/h ist das Ende der Fahnenstange bereits überschritten, der RAV4 übersteuert stark in den letzten Kurven und räumt die aufgestellten Hütchen voll ab.
Zum Vergleich die Ergebnisse des Range Rover Evoque First Edition (mit Pirelli Scorpion Zero 245/45 R21) und des Mazda CX-30 Skyactive D (mit Bridgestone Turanza 215/55 R18) unter den identen Bedingungen:
Range Rover Evoque: besteht den Test mit 61 km/h unter starkem ESP-Einsatz. Mit 63 km/h geht es sich gerade noch aus, der Testfahrer notiert jedoch: "Fahrzeug schwer zu kontrollieren, Lenkrad wird in der letzten Kurve zwar bewegt, aber es passiert nichts."
Mazda CX-30: Bei 65 km/h ist nur leichtes Untersteuern zu merken, kaum ESP-Eingriff, alles problemlos. Bei 72 km/h führt dann aber starkes Untersteuern zum Verlassen des Kurses in der dritten Kurve.
Den genormten Ausweich-Haken mit der höchsten Geschwindigkeit meisterte der BMW M135i xDrive (mit Pirelli P Zero 225/45 R17) mit 75 km/h. Bemerkung des Piloten. "Leicht zu kontrollieren, nur leichter ESP-Eingriff, insgesamt gut kalibriertes Gesamtsystem."
Das Schlusslicht bildete der Audi e-tron 55 Quattro (mit Bridgestone Alenza 255/50 R20). Er schaffte den Test gerade noch mit 60 km/h bei heftigem Untersteuern. Mit 65 km/h vermerkt das Test-Protokoll: "Zu starkes Untersteuern, verlässt die Spur."