BYD Han: Was kann die Elektro-Luxuslimousine aus China?
Von Michael Andrusio
Irgendwann musste es so kommen. Dass bei Elektroautos andere Zahlen maßgeblich sind, als bei Verbrennern ist so weit nicht neu. Statt Hubraum und PS interessieren bei Elektroautos Reichweite und Ladegeschwindigkeit. Und dass bei E-Autos die Beschleunigung stets ein Vorzeigewert ist, ist mittlerweile auch bekannt. Beim chinesischen Hersteller BYD (Build your dreams) ist man so stolz auf diesen Wert, dass man ihn gleich rechts hinten ans Heck schreibt.
3,9s steht am Heck des BYD Han. Das wäre in früheren Zeiten ein sachdienlicher Hinweis auf den Hubraum des Autos gewesen – und hätte auch absolut zu einem Auto wie dem Han gepasst.
Was ist der Han? Das ist eine elegant, sportliche Luxuslimousine aus dem Hause BYD. Und er gehört zu jenen Autos, mit denen die Chinesen demnächst in Europa starten wollen. Erster Eindruck: Viel Platz im Fond, wo sich auch ein kleiner Bildschirm findet, um die Klimatisierung zu steuern. Auch an den verwendeten Materialien und an der Verarbeitung gibt es beim ersten Kennenlernen nichts auszusetzen. Was die Gestühl betrifft, so setzen die Chinesen auf Leder mit Steppnähten – das schaut vornehm aus. Das hellbraune Leder wirkt gewöhnungsbedürftig, aber auf der chinesischen Webseite von BYD sieht man auch andere Farbkombinationen. Stichwort China: Auf seinem Heimmarkt ist der Han auch als Plug-in-Hybrid verfügbar, nach Europa kommt aber nur die Elektrovariante.
Das Cockpit wirkt unaufgeregt, einige Bedienelemente wie Lautstärkeregelung oder Einstellungen für Fahrmodi oder Rekuperation sind in der Mittelkonsole angeordnet und so einfach zu bedienen. Wichtiges Teil ist aber auch im BYD ein Touchscreen, der sich auf Knopfdruck in eine vertikale oder horizontale Position bringen lässt.
Technisch setzt der Han auf eine Blade-Batterie, das ist eine Lithium-Eisen-Phosphat-Batterie, die laut BYD sicherer sein soll als eine Lithium-Ionen-Batterie. Die neu entwickelte e-Plattform 3,0 hat der Han noch nicht. Die Batterie hat eine Kapazität von 85,4 kWh, das soll für eine Reichweite von 521 Kilometer reichen. Die maximale Ladeleistung ist mit 120 kW (DC) überschaubar, aber von 30 auf 80 Prozent Batterieladung soll man in 30 Minuten kommen. Zudem beherrscht der Han Vehicle to load, eine Wärmepumpe ist serienmäßig.
BYD setzt für den Han auf eine Lösung mit zwei Elektromotoren, die zusammen eine Leistung von 380 kW (517 PS) entwickeln. Zudem fährt man so auch mit Allradantrieb.
Erster Eindruck vom Fahren (auf abgesperrter Strecke mit reduzierter Geschwindigkeit): Der Han bleibt auf der weichen, komfortablen Seite (auch bei der Lenkung), federt aber brav und die Beschleunigung ist natürlich heftig, wenn man sie voll ausnützt. Auf der anderen Seite verzögert das Elektroauto auch tadellos. BYD hat sich für die Entwicklung der Bremsen mit Bosch und Brembo zusammengetan und das macht positiv bemerkbar. Der Han ist wohl kein Auto, das sich auf kurvenreichen Strecken wohlfühlt, für längere Strecken auf der Autobahn ist der BYD aber sicher ein angenehmer Reisebegleiter.
Derzeit verhandelt BYD mit einem Importeur für Österreich, man will aber noch vor Jahresende starten (wobei man auf ein klassisches Händlermodell setzt). In Europa wird der Han ab 72.000 Euro kosten.
Antrieb: 2 Elektromotoren, Leistung: 380 kW, Allradantrieb, 85,4-kWh-Akku
Fahrleistungen: 0 - 100 km/h in 3,9 Sekunden, Spitze: 180 km/h; Reichweite: 521 km
Abmessungen: Länge x Breite x Höhe 4.995 x 1.910 x 1.495, Radstand: 2920 mm, Kofferraumvolumen: 410 Liter
Ladezeit: 30 - 80 % in 30 min, max. Ladeleistung 120 kW (DC)
Preis: offen