Aston Martin DB11 Volante: Ausfahrt mit dem Luxus-Cabrio
Von Horst Bauer
Angesichts der Frequenz von Neuvorstellungen in früheren Jahren legt Aston Martin derzeit ein geradezu atemberaubendes Tempo vor. So kommen heuer drei neue Modelle auf den Markt, zwei davon sind derzeit auf dem Genfer Salon zu bestaunen (der Vanquish-Nachfolger wird erst im Juni zu sehen sein).
Eine der Salon-Premieren stand dem Motor-KURIER bereits für erste Fahreindrücke zur Verfügung. Im Hinterland von Nizza sollte der DB11 Volante zeigen, dass es die Briten mit der grundlegenden Erneuerung der Palette ernst meinen. Denn auch der Nachfolger des DB9 Volante macht einen großen Schritt nach vorne.
Nicht nur, dass jetzt die derzeit relevanten elektronischen Assistenten an Bord sind (nur der Tempomat ist immer noch nicht adaptiv ausgelegt), auch motorisch ist man auf der Höhe der Zeit.
Im Volante versieht ausschließlich der aus der Kooperation mit Mercedes stammende und an eine 8-Gang-Automatik gekoppelte Vierliter-Biturbo-V8-Motor von AMG Dienst (der hauseigene V12 bleibt dem Coupé vorbehalten). Mit seinen 510 PS und 675 Nm Drehmoment macht er im nur rund 110 kg schwereren Volante ebenso gute Figur wie im Coupé. Dies nicht zuletzt, weil er – wie der technische Direktor der Briten Max Szwaj nicht müde wird zu betonen – nicht einfach im AMG-Trimm übernommen, sondern an die Anforderungen in einem Aston Martin angepasst wurde (>>Fahrbericht DB11 V8) .
Was bleibt nach der ersten Ausfahrt mit dem DB11 Volante bei eher sehr reschen Temperaturen haften?
Zunächst, dass das 8-lagige Verdeck in geschlossenem Zustand in Verbindung mit der hohen Steifigkeit der Karosserie kaum je den Eindruck aufkommen lässt, mit einem Cabrio unterwegs zu sein. Abgesehen von etwas mehr (aber immer noch sehr erträglichen) Windgeräuschen bei höherem Tempo deutet nichts darauf hin.
Warmluftkuppel
Hat man sich erst einmal dazu überwunden, das Verdeck zu öffnen (was per Knopfdruck in 14 Sekunden bei bis zu Tempo 50 funktioniert), wartet die nächste Überraschung. Bleiben die Seitenscheiben oben, ist das Wind s chott über den hinteren Notsitzen montiert und die Heizung auf normale Raumtemperatur gestellt, bildet sich über dem Cockpit eine Warmluftkuppel, die es auch bei niedrigen Außentemperaturen (im Testfall ging’s in den Seealpen bis auf 2 Plusgrade runter) problemlos möglich macht, offen zu fahren.
Das Verdeck kann im Stand auch per Fernbedienung mit dem Fahrzeugschlüssel bedient werden (aus bis zu 2 m Entfernung), wobei der aufwendige Mechanismus (K-Faltung) überraschend leise arbeitet.
Wie überhaupt dezente Zurückhaltung dem gesamten Charakter des DB11 Volante entspricht. Das beginnt bei der Startstellung des Motors, die bewusst leise gehalten wurde (sportliches Röhren gibt’s erst in den beiden anderen per Knopfdruck am Lenkrad anwählbaren Fahr-Modi) und endet bei der Fahrcharakteristik. Hier gibt der Volante trotz extremer Fahrwerte (0–100 km/h in 4,1 sec., Spitze 300 km/h) nicht den nervösen Sprinter, sondern den sehr souveränen Langstreckenläufer.
Das resultiert auch aus seinen üppigen Abmessungen (Länge 4,75 m), von denen sich vor allem die Breite der Karosse (1950 mm ohne Spiegel) dämpfend auf Ambitionen des Piloten zum Kurvenheizen über enge Straßen auswirkt.
So präsentiert sich der bildschöne DB11 Volante als Genuss-Variante des großen Aston Martin. Für den man zumindest € 283.591 Spielkapital übrig haben sollte.
Sofern er eine österreichische Nummerntafel tragen soll.