Motor/News

25 Jahr Smart: Ökologischer Kleinwagen? Nein Danke!

Swatch-Guru Nicolas Hayek kann man ja vieles nachsagen, aber Ideen und einen Riecher für gute Geschäfte hat er. Und Branchen zu revolutionieren, das kann er eigentlich auch.
Wenig verwunderlich also, dass er es war, der vor 25 Jahren die Wende in der städtischen Mobilität anstoßen wollte. Weil er- wie so viele andere - beobachtete, dass in den meist großen Autos meist nur ein Mensch saß. Und ihn der umwelttechnischen Unsinn hinter diesem System ärgerte.

Warum also Autos bauen, die mehr als zwei Sitzplätze haben? Hayek schwebte ein möglichst kleines, ressourcenschonendes Auto vor, ein urbane, schicker Flitzen für Singles und kinderlose Paare. Nach gescheiterten Gesprächen mit VW gelang es dem Uhrenpionier tatsächlich, eine der Größen der Branche an Bord zu holen: Mercedes Benz stieg ein. Der Smart - S für Swatch, M für Mercedes und Art für die Kunst, Autos zu bauen, war geboren. Auf der internationalen Automobilmesse in Frankfurt feierte er seine Weltpremiere.


Doch der 2,5 Meter kurze Wagen mit dem sonderlichen Aussehen stand von Anfang an unter einem schlechten Stern: Hayek wollte - vor 25 Jahren! - einen Elektromotor, Mercedes ging nicht darauf ein. Hayek steig aus, und sollte damit Recht behalten. Er verkaufte kurz nach Verkaufsstart all seine Aktien.

 

Denn der Smart, obwohl weithin bekannt und sicher für viele eine theoretisch sinnvolle Wahl, er wurde anders als erhofft nicht das „Auto der Zukunft“. Die Absatzzahlen erreichten nie die die gewünschte Höhe.

Schon der Verkaufsstart des Smart 1998 war enttäuschend, etwas in Fahrt kam man erst fünf Jahre nach der Markteinführung. Bis Januar 2018 liefen 1.946.191 Fortwo vom Band. Doch der Preis blieb zu hoch, die Nachfrage zu  gering und der kommerzielle Erfolg aus. Daran konnten auch die 2018 eingeführte elektrischen Versionen Smart EQ mit ihren kleinen Akkus und einer Reichweite von nur knapp über 100 Kilometer nichts ändern.


Im März 2023 gab der Hersteller bekannt, dass ab April 2023 keine Bestellungen für den Fortwo mehr entgegengenommen werden. 2024 stellt man die Produktion ein.

 

Alle Inhalte anzeigen

Wobei man wohl festhalten muss, dass dafür weniger technische, als psychologische Gründe gibt.
Autos werden nicht nach dem Alltags-, sondern nach dem Prinzip Urlaubsbedürfnis gekauft. Nicht das, was man jeden Tag braucht zählt, sondern das, was man vielleicht ein bis zwei Mal im Jahr braucht. Ein Auto muss genug Platz bieten um damit in die Ferien zu fahren: Samt Koffern, Hundebox, Ski, Stand-up Paddle und vielleicht auch der Oma. Man will - im Falle des Falles - auch größere Einkäufe transportieren und einmal Freunde mitnehmen. Man will Sicherheit - und auch etwas Prestige.


Und das, das kann und konnte der Smart nicht bieten. Daher blieb die Idee vom ökologischen Kleinauto - selbst in Zeiten, in denen man mit dem Thema Klimaschutz Wahlen gewinnen kann - ein kleines Nischenprodukt.

Denn der Auto-Trend ging in eine völlig andere Richtung: Statt umweltschonenden Kleinstwagen machten sich die großen und dicken SUV sprichwörtlich am Markt breit.

 

Und auf diesen sprang auch Smart auf: Der neue Smart  #1 ist ein Kompakt-SUV mit 4,27 Metern Länge und wiegt 1.820 kg. Es folgte 2023 die Vorstellung des noch größeren Smart #3: Er ist bereits 4,40 m lang und unterscheidet sich kaum noch von anderen Modellen derselben Fahrzeugklasse. Das Sport Utility Coupé feierte in Shanghai seine offizielle Weltpremiere und läutete damit wohl das endgültige Ende einer einst smarten Idee ein.

Ein kleiner Trost: Zum Jubiläum feiert smart mit einem Bildband über die Meilensteine der Marke und einer europaweiten Wanderausstellung über eine eingetlich große Idee, auf die nur kleiner Erfolg folgte.