Motor/motorrad

Piaggio MP3 300 HPE: Ein Balanceakt auf Knopfdruck

Seit Piaggio im Jahr 2006 den MP3 auf den Markt gebracht hat, ist die Rollerwelt um eine entscheidende Facette reicher: ein drittes Rad. Dank der aufwendigen Parallelogramm-Konstruktion wird dieses dritte Rad am Scooter so elegant integriert, dass es sich bei Kurvenfahrten kaum bemerkbar macht – und wenn, dann im positiven Sinn: mit mehr Grip, der ein Wegrutschen bei widrigen Fahrbahnbedingungen länger hinauszögert.

Dieses Sicherheitsplus war es auch, dass die Erfolgsgeschichte des MP3 beflügelte, aber nicht nur: Auch die Möglichkeit, den MP3 mit B-Führerschein zu bewegen, sorgte für die Popularität in vielen Ländern. Vor allem in Frankreich, aber auch in Italien gehört der einst eher seltsam anmutende MP3 zum Stadtbild wie ein Zebrastreifen oder eine Kurzparkzone.

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Bereits 2011 versuchten die Italiener, dem stattlichen und teuren MP3 eine kompaktere Variante zur Seite zu stellen. Der damals lancierte MP3 Yourban war aber mit wenig Erfolg gesegnet. Seit Spätsommer vergangenen Jahres folgt nun der nächste Versuch. Diesmal ohne Namenszusatz, sondern schlicht als MP3 300 tituliert. Als Antrieb des kompakten MP3 fungiert der weiterentwickelte 300er-Einzylinder, der seit 2019 auch Österreichs beliebtestes motorisiertes Zweirad, die Vespa GTS 300, antreibt. Im Dreirad-Scooter leistet dieser Motor sogar drei PS mehr als in der Wespe und bringt es auf 26 PS. Damit lassen sich saubere Beschleunigungswerte und eine solide Höchstgeschwindigkeit von 120 Stundenkilometer erzielen. Mit gut vier Litern im Testverbrauch macht sich aber der im Vergleich zu normalen Rollern doch erhöhte Energiebedarf bemerkbar.

Kaum Abstriche

Die meisten genannten Vorzüge des großen MP3 werden auch im Kompaktmodell geboten: Die Funktionalität der Parallelogramm-Lenkung ist identisch, die Dimensionen der Reifen und Bremsen sind deckungsgleich, auch das Fahren mit B-Führerschein bleibt erhalten. Man profitiert also auch hier von der doppelten, Grip bringenden Auflagefläche an der Front und der Möglichkeit, den Roller an der Ampel oder beim Parken durch Knopfdruck aufrecht zu arretieren.

Beim Fahren vergisst man auch hier rasch auf die Zwillingsräder an der Front, so geschmeidig wurde die Geometrie ausgelegt. Das kompakte Chassis zwingt dennoch einige Kompromisse auf: Der Soziussitz ist deutlich kleiner – für Rollerverhältnisse aber immer noch bei Weitem okay –, auch der Stauraum unter dem Sattel zeigt sich im Vergleich zum großen MP3 reduziert. Ein Vollvisierhelm oder zwei kleine Jethelme gehen sich aber aus, notfalls lässt sich ja auch noch ein Topcase montieren.

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Auf der anderen Seite bringt der kleinere MP3 aber auch viele Vorteile mit sich. Der Wichtigste: die neue Leichtigkeit mit rund 55 Kilo Einsparung gegenüber dem MP3 500. Dieser Gewichtsverlust sorgt für eine im MP3-Universum bislang nicht gekannte Leichtfüßigkeit, sowohl beim Rangieren als auch beim Einlenken oder beim langsamen Vorbei-Balancieren an Kolonnen.

Natürlich werden davon auch die dynamischen Talente gefördert: Egal ob Beschleunigen oder Bremsen, alles geht hier leichter von der Hand. Damit empfiehlt sich der MP3 300 vor allem für weniger routinierte oder zierlichere Fahrerinnen und Fahrer – aber auch all jenen, die weniger empfänglich für das Performance-Plus des großen 500 sind und weniger auf der Autobahn, dafür mehr im Weichbild der Stadt unterwegs sind. Nicht zuletzt mag auch der Blick auf die Preisliste ein Argument sein: Der MP3 300 kostet mit 6.999 Euro um 1.500 Euro weniger als der große Bruder.