Motor/motorrad

Ducati Diavel 1260: Beelzebubs Bock

Für viele sind Motorräder Teufelszeug, im Falle der Diavel haben sie damit sogar Recht. Beim Anblick des ursprünglich „Mega-Monster“ (in Anspielung auf Ducatis erfolgreiche Naked-Bike-Serie) genannten Cruisers soll ein Mitarbeiter ausgerufen haben, das Design sähe aus wie der Teufel. Besonders die schmalen, vertikalen Rücklichter erinnern tatsächlich an die Hörner Satans.

Ebenfalls Teil der Legende ist die Behauptung der Bologneser, man habe die Diavel ohne jegliche wirtschaftlichen Überlegungen, Marktanalysen oder Kundenbefragungen entworfen und gebaut. Trotzdem oder gerade deshalb wurde das Modell zu einem großen Erfolg, weshalb ihm Ducati nicht nur eine zweite Version, die XDiavel, zur Seite gestellt, sondern nun auch ein Update des Mephisto-Motorrads präsentiert hat.

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Unvergleichlich

Ein Grund für den guten Absatz dieses extremen Charakterbikes ist seine Einzigartigkeit. Wer wissen möchte, wie es sich anfühlt, nicht vom Teufel geritten zu werden, sondern umgekehrt, der muss selbst eine Diavel fahren. Seit 2011 auf dem Markt, kennt sie bis heute keine Konkurrenz.

Der 1262-Kubik-große DVT-Testastretta, der diesem Fahrzeug seinen unvergleichlichen Charakter verleiht, leistet nun 159 PS (+7 PS) bei 9500 Touren und 129 Newtonmeter bei 7500 Touren. Das Gewicht wird mit 233 Kilo angegeben, zuzüglich 17 Liter Treibstoff.

Beim Test lag der Durchschnittsverbrauch, wie zahlreiche andere Informationen am 3,5-TFT-Bildschirm abzulesen, bei circa 5,8 Litern auf 100 Kilometer. Der große V2 giert allerdings auch weiterhin nach höheren Drehzahlen, unter 3000 Umdrehungen wird er zunehmend unharmonischer, beginnt zu zuckeln und zu stottern, erst darüber fühlt er sich richtig wohl. Als Stadtfahrzeug empfiehlt sich die Diavel daher nicht unbedingt, dort wirkt sie wie ein Stier im Hundezwinger.

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Höllische Performance

Da der Motor höhere Drehzahlen bevorzugt und der knackige, aber gut funktionierende Quickshifter schnelle Gangwechsel forciert, ist man schnell versucht, höhere Tempi aufzunehmen. Ein gewöhnlicher Cruiser, egal welcher Leistungsklasse, hat gegen eine Diavel keine Chance.

Nicht einmal der monströse 240er-Hinterreifen kann die Dynamik der Diavel kompromittieren, und das bisher einzige Hemmnis beim Gipfelsturm – die beschränkte Schräglagenfreiheit durch tief montierte Fußraster – wurde beim neuen Modell stark verbessert.

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Eingebremst wird die Urgewalt auf der von uns getesteten S-Version von supersportlichen Brembo-M50-Bremszangen, in der Not unterstützt von einem dreistufigen Kurven-ABS. Ebenfalls nur an der S zu finden: Tagfahrlicht am LED-Scheinwerfer, ein edler ausgeführter Sitz mit silbernem Inlay, Quickshifter (up/down), Multimedia-System, Ducati-App, feinere Felgen, ein voll einstellbares Öhlins-Fahrwerk mit 48-mm-Gabel und neben Grau die Farbvariante Schwarz mit rotem Rahmen.

Die Grundausstattung ist aber auch nicht zu verachten: Das Elektronik-Paket beinhaltet drei frei konfigurierbare Fahrmodi, das bereits erwähnte Kurven-ABS, eine 8-stufige Traktionskontrolle samt Wheelie-Kontrolle, einen Tempomaten und rot hinterleuchtete Armaturen, die aussehen, als würde darunter das Höllenfeuer lodern.

Überraschend agil

Man weiß selbst nicht so recht, worauf man hier auf einer Sitzhöhe von 780 Millimeter hockt und sich in bedrohlicher Haltung den Weg frei pflügt. Wenn der Teufel den Huf in den Asphalt stampft und losstiebt – bei entsprechend versierter Bedienung in unter drei Sekunden auf 100 – raubt einem schon der reine Geradeauslauf die Sinne. Die breite Walze am Heck bietet dafür den nötigen Grip, doch wie das im Kurvengewühl gelingt, das geht wohl wirklich nicht mit rechten Dingen zu.