Sono Motors: Endgültiges Aus für das Solarauto Sion
Von Michael Andrusio
Das deutsche Unternehmen Sono Motors zieht seinem Solarauto Sion den Stecker. Das Programm werde eingestellt, teilte Sono Motors am Freitag mit. Das Unternehmen konzentriere sich künftig ausschließlich auf das Solargeschäft mit Geschäftskunden. Rund 300 Mitarbeiter würden gekündigt, der für das operative Geschäft zuständige Manager Thomas Hausch trete von seinem Job zurück.
„Wir konnten die Investoren angesichts der anhaltenden Instabilität der Finanzmärkte nicht davon überzeugen, in ein kapitalintensives Hardwareprodukt zu investieren“, sagte Sono-Mitgründer Laurin Hahn. Noch Ende Jänner hatte Sono sich zuversichtlich gezeigt, Investoren für das Sion-Programm zu finden. Eine Reservierungskampagne sollte das Solarauto retten. Von den gut 100 Mio. Euro gingen jedoch lediglich Zusagen für rund die Hälfte ein. Wer ein Auto reserviert hat, soll nun sein Geld zurückbekommen, hieß es. Geplant seien mehrere Raten zuzüglich eines Bonus über die nächsten zwei Jahre, beginnend mit der ersten Rate im Mai. Eigentlich sollten die Autos ab 2024 in größerem Umfang produziert werden und zu einem Stückpreis von rund 30.000 Euro auf den Markt kommen.
Sono will sich nun auf das Geschäft mit Solarzellen für Busse, Kühlanhänger oder Autos anderer Hersteller konzentrieren. Gespräche mit potenziellen Investoren konzentrierten sich fortan ausschließlich darauf. Die Münchner arbeiten bei ihren Solardächern für Busse unter anderem mit Mitsubishi Europe oder den beiden Volkswagen-Töchtern Scania und MAN zusammen.
Solarzellen
Was ist der Sion? Der Sion ist in erster Linie ein Elektroauto, mit einer 54-kWh-Batterie, die vom chinesischen Elektro-Riesen BYD geliefert wird. Geladen werden kann der Sion wie gehabt mittels Kabel (mit bis zu 75 kW) und die Reichweite liegt bei rund 305 km. Die Besonderheit ist, dass die Fahrzeugoberfläche mit Solarzellen (456 Halbzellen genauer gesagt) bedeckt ist und damit nutzt man auch die Sonnenenergie, um die Batterie (kostenlos) zu laden. Sono Motors rechnet vor, dass man so unter regulären Bedingungen in München, wo die Firma zu Hause ist, rund 5.800 Kilometer mit Solarstrom fahren kann.
Das Gewicht der Solarmodule wurde im Vergleich zu herkömmlichen Glasmodulen um mehr als 50% reduziert und die Module werden durch ein kratzfestes Polymer durch Beschädigungen von außen geschützt. Auch wenn eine Zelle ausfallen sollte, arbeiten die anderen normal weiter.
Der Sion kann aber noch mehr. Das Auto kann über das bidirektionale Laden auch Strom abgeben. So kann man Strom ins Haus einspeisen, diverse elektrische Geräte betreiben oder andere Elektroautos laden. Heißt, wenn der Sion irgendwo geparkt ist, hinterlegt man, wieviel Strom man abgeben möchte und ein anderes Elektroauto, kann dann am Stromanschluss vorne andocken und laden (mit bis 11 kW). Der Sion-Besitzer wird dann entsprechend entlohnt.
Interieur
Was ist sonst aufgefallen? Der Sion ist vorne wie hinten ein geräumiges Auto, das Kofferraumvolumen ist ordentlich und die Rücksitze lassen sich umklappen, wodurch eine ebene Ladefläche entsteht. In Zahlen heißt das 650 - 1250 Liter Laderaumvolumen. An der relativ hohen Ladekante will man noch arbeiten. Innen sind natürlich zwei große Bildschirme angebracht - Schalter und Knöpfe finden sich wenige, wenn dann im Lenkrad. Das Interieur wirkt von den Materialien her einfach gehalten - aber das passt zum Ansatz des Sion. Das Ding soll ein einfaches, leistbares Elektroauto für Familien sein.
Für Farbakzente sorgt das Moos im Armaturenträger. Richtig gelesen - auf der Beifahrerseite findet sich eine verglaste Leiste mit grünem und beleuchteten Moos. Die ursprüngliche Idee, das Moos als Innenraumluftfilter zu verwenden, wurde wieder verworfen. Dafür hat ein Kunde schon gefragt, ob man statt dem Moos auch ein Aquarium für den Goldfisch haben kann, berichten die Macher von Sono Motors lächelnd.