Meinung

Warum die Person jetzt alles und die Partei nichts ist

Was haben Georg Willi, Wilfried Haslauer und Peter Kaiser gemeinsam? Der Grüne hat beste Chancen, in zwei Wochen im tiefschwarzen Tirol Stadtchef in Innsbruck zu werden – obwohl seine Partei eine Wahlniederlage nach der anderen einfährt. Der schwarze Salzburger Landeschef hat alle Mitbewerber haushoch abgehängt – obwohl er vor der Wahl über die „neue ÖVP“ keck anmerkte, dass die Umfärbung auf türkis nur Auslagen-Dekoration war. Der rote Kärntner Landeshauptmann baute seine Poleposition bis knapp an die absolute Mehrheit aus – obwohl westlich von Wien die Sozialdemokraten bald ein Fall fürs Artenschutzprogramm sind.

Drei diametrale Siegfarben, die eines gemeinsam haben: Ohne Person an der Spitze wäre die Partei nichts. Auch bei der Wahl davor in Tirol ging es weder um Schwarz noch Türkis, sondern allein um Günther Platter. In NÖ hieß das Programm Hanni, Hanni und bestenfalls noch Johanna Mikl-Leitner. Optimisten sehen darin einen „Triumph der Sachlichkeit“, Realisten die Chance auf ein Ende der Ära der Rabauken und Schaumschläger. Werte wie Erfahrung und Vertrauenswürdigkeit zählen wieder und das Regieren mit ruhiger Hand statt mit hohlen Sprechblasen.

Sicher ist: Wir stehen vor einer Phase der politischen Ernüchterung, zu der auch eine massiv sinkende Wahlbeteiligung gehört ( Innsbruck: 50 %, Salzburg: 64 %). Viele haben mit der Politik innerlich abgeschlossen – weil sie etwa den Haiders & Grassers auf den Leim gingen und mit Hypo-Milliardenloch und Buwog-Prozess aufwachten. Die Mehrheit geht noch zur Wahl und will nun unaufgeregten Politprofis ohne Fürstengehabe eine Chance geben: Den schwarzen Haslauers, grünen Willis und roten Kaisers. Es ist ihnen und uns zu wünschen, dass der Trend zur „neuen Sachlichkeit“ keine Episode bleibt.