SOS Arbeitsmarkt: Bitte aufwachen!
Von Anita Staudacher
Solange es anderen EU-Ländern noch viel mieser geht, ist ja eh alles paletti.
über die Arbeitslosenzahlen
Applaus, Applaus. Es ist schon fast pervers. Im Inland werden Monat für Monat neue Arbeitslosen-Höchststände beklagt, aber im europäischen Ausland wird das „Beschäftigungswunder Österreich“ laut beklatscht. Von diesem Applaus ganz beduselt, verharrt die neue alte Regierung in dem Gefühl, eh alles richtig gemacht zu haben und wird nicht müde, sich bei jeder Gelegenheit selbst auf die Schulter zu klopfen: „Super, wir sind die besten von Europa“. Da werden schon mal 450.000 oder gar eine halbe Million Arbeitslose in Kauf genommen; solange es anderen EU-Ländern noch viel mieser geht, ist ja eh alles paletti ...
Bitte aufwachen! AMS-Chef Johannes Kopf kündigt im KURIER-Interview „erschreckende Zahlen“ an. Über den Winter wird es am Arbeitsmarkt finster und bleibt es wohl für längere Zeit. Österreichs Arbeitsmarkt hat nicht nur ein konjunkturelles, sondern auch ein demografisches Problem. Schon jeder zweite (!) neue Arbeitslose ist über 45 Jahre. Und das ist erst der Anfang.
Während man bei den Jugendlichen die Auffangnetze breit aufgespannt hat, kommen die Maßnahmen für Ältere über oft fragwürdige Schulungen oder läppische Eingliederungsbeihilfen nicht hinaus. Die nächste Regierung muss daher dringend ein umfassendes Paket zur Bekämpfung der Altersarbeitslosigkeit vorlegen.
Angesichts der massiv steigenden Altersarbeitslosigkeit nach einem höheren gesetzlichen Pensionsalter und einer vorzeitigen Angleichung des Frauenpensionsalters zu rufen, ist geradezu zynisch. „Wir müssen alle länger arbeiten, aber doch nicht in meinem Betrieb“, sagte kürzlich ein Firmenchef und setzte gleich mehrere über 50-Jährige Mitarbeiter vor die Tür. Applaus, Applaus.