Schule schwänzen schwyzerisch
Von Niki Glattauer
- Herr Lehrer, muss ich in der letzten Woche wirklich in die Schule kommen?
- Was für eine Frage, Milo…!?! Natürlich musst du.
- Aber wir machen da eh nichts mehr.
- Natürlich machen wir da noch etwas.
- Was denn?
- Hm... naja... wir machen... Ausflüge. Wir gehen vielleicht sogar ein Mal ins Bad. Oder Eis essen.
- Das kann ich in Montenegro auch.
- Wieso Montenegro?
- Weil wir dann dort sind. Meine Mutter sagt, Sie wird Sie eh noch anrufen.
- Milo, das ist Schwänzen.
- Wieso? Meine Mutter sagt es Ihnen ja vorher, ich finde nicht, dass das Schwänzen ist.
Musst du hier als Lehrerin sofort dagegenhalten, Gesetz, stell-dir-vor-wenn-das-jeder-täte, das volle Programm? Klar musst du, einerseits. Denn andererseits hat Milo Recht. Dieser Tage wird das Betriebssystem Schule radikal heruntergefahren, bis es vor Schulschluss auf 0 ist. Einem veraltetem Schuljahreskalender geschuldet, sind die letzten Wochen für alle Beteiligten, Ausnahme Direktorinnen, vollkommen für die Fisch’.
Dazu ein eMail, das ich vor ein paar Tagen im net gefunden habe: Als Vater von 2 Kindern erlaube mir hie und da, die Kinder für Ferien früher aus der Schule zu nehmen. Wenn ich für 4 Personen einen Flug buche und für die ganze Familie €3000 statt €1200 bezahlen müsste, dann könnte ich unseren Sommerurlaub gar nicht erst durchführen. Somit habe ich kein schlechtes Gewissen. Die Welt erkunden gehört auch zur Bildung. Auf Reisen wird oft wesentlich Sinnvolleres gelernt als an 1-2 Schultagen. Grüße aus der Schweiz, wo man offiziell ein paar Tage „Schwänzen“ legalisiert hat. Und Bayern? Dort hat die Schulbehörde angekündigt, vor Ferienbeginn Polizei an den Flughafen zu schicken, um Abreisende auf illegal aus der Schule genommene Kinder zu kontrollieren. Eltern drohen bis zu 1000 Euro Strafe. Vergleichen Sie die beiden Ansätze und urteilen Sie selbst.
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Im Übrigen verstehe ich im Fall Sigi Maurer die Welt nicht mehr. Erklär das einmal deinen Schülern und Schülerinnen! Kopf hoch, Frau Maurer, Hochachtung!