Rechnungshof: Eine Chance wurde vertan
Fast allen Abgeordneten ging es nicht um die beste Führung für den Rechnungshof, sondern um ihre Partei.
über eine vertane Chance
Früher einmal, vor Jahrzehnten, als Koalitionen noch groß und die Staatsschulden geringer waren, da konnte sich die Regierung noch mehr leisten. Etwa für gewisse Posten gleich drei Beamte, einen Schwarzen, einen Roten und einen, der die Arbeit erledigte. So war allen geholfen. Aber das geht heute nicht mehr, weil das Geld fehlt und die ganz großen Unverschämtheiten nicht mehr so offen gespielt werden.
Also wurde das Hearing erfunden, eine öffentliche Anhörung. Danach sollte die oder der Beste ausgewählt werden. Dass dieses nicht so laufen würde, war allen klar, die mit den politischen Spielchen vertraut sind. Und der Feigheit von Abgeordneten, die nicht ihrem Gewissen, sondern den Interessen ihrer Partei folgen. Da ist zunächst FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache zu nennen. Er interessierte sich, obwohl er ja auch Klubobmann im Parlament ist, nicht für das Hearing, er wollte lieber mit dem deklarierten FPÖ-Fan der Schwarzen, Reinhold Lopatka, packeln. Der wiederum legte es darauf an, seinen Koalitionspartner zu sekkieren. Zunächst war Lopatka für die Sektionschefin Helga Berger, dann für die steirische Rechnungshofchefin Margit Kraker. Nur die Neos und die grüne Eva Glawischnig rückten nach dem Hearing von ihrer Kandidatin ab, weil sie vom Sozialdemokraten Gerhard Steger beeindruckt waren.
Was lernen wir: Ein Hearing ist besser als kein Hearing, aber noch lange keine Garantie für eine sachliche Entscheidung, solange Politiker herumspielen, die sich als große Strategen fühlen und denen alles andere wurscht ist. Das schadet auch den beteiligten Personen, die jetzt als Verlierer dastehen. Und Margit Kraker hätte sich einen besseren Start verdient.