Meinung

Protest der Krebse

Ich bin dafür, dass sich gewisse Leute besser Möbelstücke als Tiere ins Haus holen.

Mag. Simone Hoepke
über ausgesetzte Krabben

Manche mögen Krebse. Jetzt nicht auf dem Teller, sondern im Aquarium. Weil sie so schön rot sind.

Leider holen sich so auch wenig vernunftbegabte Menschen Krebse ins Wohnzimmer. Also jene Zeitgenossen, die die Tiere bald fad finden und dann einfach aussetzen. Das ist offenbar in Berlin passiert. Da krebsen plötzlich amerikanische Flusskrebse vor der spanischen Botschaft herum. Mit in die Höhe gestreckten Scherenhänden, als würden sie protestieren.

Das ist keine Mücke, die erst mühsam zum Elefanten aufgeblasen werden muss. Das ist schon ein Elefant, finden Bürger und rufen aufgeregt beim Naturschutzbund an. Erste Experten sehen das genauso. Weil Krabben keine Panda-Bären sind. Letztere zeichnen sich dadurch aus, dass sie am liebsten gemütlich irgendwo sitzen und essen. Nur zwei, drei Mal im Jahr kommen sie auf die Idee, dass sie sich fortpflanzen könnten. So gesehen verhalten sie sich ähnlich wie viele Menschen.

Krabben sind anders. Sie vermehren sich rasant, brauchen damit immer mehr Nahrung und werden für Fische und anderes heimisches Getier zur Gefahr. Und das nur, weil irgendwelche vermeintlichen Tierfreunde keine Lust mehr hatten, die Krebse im Aquarium zu füttern.

Ich bin dafür, dass sich gewisse Leute besser Möbelstücke als Tiere ins Haus holen. Wohnaccessoires gibt es ja zuhauf. Vom Plastik-Krebs über aufblasbare Flamingos bis hin zum Pinguin-Keramik-Klobürstenhalter.

Ich persönlich hab ja nicht so ein Auge für Deko-Material. Die Weihnachtsdeko meines Buchhändlers ist mir erst jetzt, Ende August, aufgefallen. Trotzdem hab ich mir den neuen Ikea-Katalog durchgeblättert. Nicht ein Mal, mehrmals.

Nicht wegen der Teelichthalter, Vasen und Zeitschriftenhalter. Ich habe einen nackten, weiblichen Ellbogen gesucht. Gibt es nicht. Auf keiner der 326 Seiten. Genauso, wie es die Ikea-Chefin gesagt hat. Ein entblößter Frauen-Ellbogen könnte verstörend wirken. Zumindest in Saudi-Arabien – und dort will sich das schwedische Möbelhaus schließlich nicht das Geschäft versauen.