Gestochen scharf
Von Florian Plavec
Ich habe tagelang intensiv gesucht. Gefunden habe ich keine einzige.
über Mücken in Österreich und Brasilien
Angefangen hat alles ganz idyllisch mit einem nachmittäglichen Grillen im Garten. Deftige Würstel und feinste Steaks am Rost, eiskaltes Bier auf dem Tisch, seichte Popmusik aus dem Lautsprecher, nette Menschen rundherum. Die Kinder kreischen im Pool, die Erwachsenen genießen den lauen Abend, und ich spiele mit dem kleinen Bub der Familie ein bisschen Federball, das bei den Olympischen Spielen Badminton heißt.
Doch wie auf Kommando, mit Einsetzen der Dämmerung, passiert es. Zuerst ist nur das leise Summen zu hören, dann erfolgt der Angriff. Zeitgleich erheben sich Hunderte Mücken aus der Wiese und aus den Büschen, um selbst ihr Abendessen einzunehmen. Mit einer langen Jeans, aber barfuß, stehe ich in der Wiese – der erste Stich in den Knöchel. Der Bub wirft seinen Federballschläger (bei Olympia: Badmintonschläger) weg, läuft ins Haus und schließt hinter sich das Fliegengitter. Die Erwachsenen setzen sich zur Wehr. Sie schlagen ein paar Mücken tot, entzünden eine Gelsenspirale und kommen mit der chemischen Keule, dem Wundermittel: Anti-Moskito-Milch.
Spiel, Satz und Sieg für die Mücken
Es wird getestet, welche Lotion am besten wirkt. Das aus der Werbung bekannte Produkt oder das teure aus dem Tropen-Shop, mit dem man nicht mehr als 20 Prozent der Körperoberfläche einschmieren darf ...
Die Mücken sind irritiert. Sie setzen sich auf die Haut, zögern, fliegen wieder auf und stechen durch die Jeans. Spiel, Satz und Sieg für die Mücken. Ich gebe auf und flüchte – nach Brasilien.
Oben geschilderte Szene hat sich genau so abgespielt am vergangenen Samstag in Langenzersdorf bei Wien. Ein Dank und schöne Grüße gehen an dieser Stelle an die freundlichen Nachbarn, die mich kurz vor dem Abflug nach Rio noch zu einem netten Abend eingeladen haben. Wie es mir hier geht? Danke, gut. Das Steak vom Grill ist ähnlich perfekt wie bei euch, nur die Musik ist hier besser.
Ach ja, Mücken? Ich habe tagelang intensiv gesucht. Gefunden habe ich keine einzige.