Meinung

Mit Senf

714 Tage habe ich also Zeit, um wieder von den Leberkässemmeln loszukommen.

Christina Pertl
über die Essensgewohnheiten bei der Ski-WM

Das war sie also, meine erste Ski-WM. Nach 19 Tagen heißt es Abschied nehmen von Jubel, Trubel und Heiserkeit. Von Weltuntergangsstimmung und überzogener Hysterie. Von geschätzten Kollegen und den anderen.

19 Tage Neonlicht sind überstanden, elf Bus-Ausflüge zum Pichlmayrgut absolviert, vier Besuche bei der 24-Stunden-Apotheke erledigt, drei Shuttles verpasst und 13 Leberkässemmeln verspeist worden.

„Wissen Sie, dass das jetzt meine letzte Leberkässemmel ist?“, frage ich den jungen Mann mit dem Haarnetz hinter der Essenstheke fröhlich. Ihm scheint’s egal zu sein. „Mit Senf?“, fragt er lapidar. „Ja, wie immer“, antworte ich, fast ein wenig enttäuscht, dass mein Ernährer nach zwei Wochen noch immer nicht meine Essensgewohnheiten kennt. Waren wohl noch andere der 600 Journalisten seine Stammkunden. Gegen Ende können es aber eh’ nicht mehr so viele gewesen sein, hat die Grippewelle doch die Reihen im Pressezentrum ordentlich geleert.

Je später die WM, desto lauter die Stimmen, die behaupteten, es gebe ein Leben außerhalb dieser mint-grünen Filzwände, ohne weinrote Arbeitstische und Berge von Start- und Ergebnislisten – das werden wir nun wohl herausfinden. Aber die nächste Ski-WM beginnt ja schon am 2. Februar 2015, am Murmeltiertag. Zufall? – Ich glaube nicht. 714 Tage habe ich also Zeit, um wieder von den Leberkässemmeln loszukommen.

Das dürfte genügen.