Wie ein Migrantenkind den Advent erlebt
Von Laila Docekal
Als nicht autochthone Österreicherin, die in einem nicht christlichen Haushalt in Wien aufgewachsen ist, hatte ich als Kind zwar immer einen Weihnachtsbaum und das Christkind brachte mir Geschenke. Das Wissen rundherum musste ich mir aber erst über die Jahre aneignen.
Der Spaziergang mit Laterne und damals noch echten Kerzen gehören zu meinen frühesten Erinnerungen aus dem Kindergarten. Ich hatte keine Ahnung, warum das jedes Jahr am Programm war, aber das ist in dem Alter auch egal. Heute werden ja leider elektrische LED-Kerzen verwendet – soll die Sicherheit erhöhen. Es ist wohl ein Zeichen unserer Zeit, Kindern diesen Nervenkitzel zu verwehren, dass die Laterne jeden Augenblick in Flammen aufgehen könnte. Sie könnten ja für etwas Verantwortung übernehmen.
Kurz darauf gibt’s immer Kekse. Was habe ich damals davon geträumt, eine Oma zu haben, mit der ich Kekse ausstechen und verzieren darf. Doch die gab es weit und breit nicht. Meine Mutter hatte mit Backen wenig am Hut, also musste ich das selbst in die Hand nehmen. Mit dem „Rezept“ von „Backe, backe Kuchen“ stürzte ich die Küche nicht selten ins Chaos. Also war mein erstes vom Taschengeld gekauftes Buch ein Backbuch, mit dem ich mir mein Grundwissen zu österreichischen Mehlspeisen aneignete. Dass ich mit meiner Tochter gebacken habe, bevor sie Keks sagen konnte, versteht sich von selbst. Lustigerweise singt sie dazu gerne „Backe, backe Kuchen“.
Am meisten staunte ich, wenn die anderen Kinder nach den Ferien von ihren Erlebnissen auf der Piste berichteten. Piste reimte sich für mich nur auf Kiste und so stellte ich mir vor, dass österreichische Kinder in den Ferien von Kisten springen – bis ich selbst einmal auf die Piste gekommen bin. Aber das ist eine andere Geschichte ...