Wenn weder Sportstätten öffnen dürfen noch die Ausweichmöglichkeiten
Von Laila Docekal
Spätestens jetzt, wo die Sonne einen glauben lässt, man könnte auf die dünnere Jacke umsteigen, aber die klirrende Morgenluft der Entscheidung Reue folgen lässt – spätestens jetzt, wo das Frühjahrsoutfit aus dem Vorjahr enger sitzt als es sollte, kommt der alljährliche Anlauf, dem Winterspeck (oder in diesem Fall dem Pandemiespeck) die Stirn zu bieten.
Die gute Nachricht ist, derzeit kann sich ohnehin niemand für Sportkurse oder ein Fitnessstudio anmelden. Sonst schreibt man sich in einem Anflug von Motivation ein, aber mit steigenden Temperaturen hebt man dann meistens doch lieber ein Afterwork-Gläschen mit Freunden, als Gewichte zu stemmen.
Die aktuellen Bedingungen sparen somit Geld, sind aber gleichzeitig auch die schlechte Nachricht: Denn was motiviert besser als das schlechte Gewissen, wenn monatlich der Mitgliedsbeitrag abgebucht wird und man wieder nicht sporteln war? Und was motiviert besser als die Lieblingstrainerin, über die alle schimpfen, aber die auch alle lieben, weil sie einfach alles aus einem rausholt? Oder eine eingeschworene Fitnessgruppe, die sich gegenseitig anspornt? Im Idealfall lässt sich die Runde ja sogar mit dem After-Work-out-Gläschen verbinden.
Voriges Jahr haben wir das Übel des Lockdowns noch mit dem Guten der digitalen Welt verbunden und sind fleißig vor Handy oder Laptop bei Online-Kursen mitgehüpft. Zwölf Monate später machen nur noch die mit, die früher auch schon unbeirrt sporteln gegangen sind. Jetzt sind wir nach Homeoffice und Co. froh, wenn wir endlich vom Bildschirm wegkommen.
Die Hoffnung stirbt zuletzt: Mit der Wärme wächst die Chance, dass zumindest Outdoor-Kurse wieder erlaubt werden. Und wenn wir Glück haben, ist das Gläschen danach im Schanigarten auch wieder drin.