Welche Spuren bleiben im Weltbild unserer Kinder?
Von Laila Docekal
Kinder sind wie Seismographen in unserer Gesellschaft. „Nicht so nah“, jauchzte ein knapp dreijähriges Kind unlängst meine Tochter an, weil sie sich in der Sandkiste dazugesetzt hatte. Das Kind stand auf, ging zu einem anderen Spielgerät und als mein Kind nachlief und den Kontakt suchte, zog es sich abermals zurück.
Fast eineinhalb Jahre steht unser Leben nun Kopf und manche Mitglieder unserer Gesellschaft kennen gar keine andere Welt als die, in der wir von anderen Abstand halten und Masken tragen, sobald wir ein Geschäft betreten wollen. Sie wissen kaum wie es ist, wenn man Freunde zuhause besucht und kennen Umarmungen oder Bussis nur von Mama und Papa.
Ich würde jetzt gerne sagen, es ist Zeit, dem Ganzen endlich ein Ende zu setzen. Aber es ist noch nicht ganz vorbei. Während wir Erwachsene uns impfen lassen können (wenn wir wollen) und mehr Freiheiten genießen, besteht für Kinder noch immer ein gewisses Risiko, sich mit dieser unberechenbaren Krankheit anzustecken. Das heißt freilich nicht, dass Familien sich weiter einsperren und Kinder nicht mit anderen Kindern spielen sollen.
Worüber wir uns vor allem langsam Gedanken machen sollten ist, welche Spuren diese Krankheit im Weltbild unserer Kinder hinterlässt. Die Maskentragerei wird hoffentlich irgendwann vergessen oder zumindest nicht mehr zwingend nötig sein. Doch was nimmt ein Volksschulkind davon mit, dass es seine Großeltern nicht treffen und wenn, dann nicht umarmen durfte? Wie wird das eingangs erwähnte Kind sich einmal mit der Nähe zu anderen Kindergarten- und Schulkindern tun?
Unlängst verkutzte sich neben mir auf dem Spielplatz eine Schülerin. Kurz darauf lief mir die Mutter nach und beteuerte, dass ihr Kind kein Corona hat und ich mich nicht zu sorgen brauche.
Kollege G. sagte unlängst ganz treffend zu meinem Halskratzen: Wir dürfen nicht vergessen, dass es auch noch ganz normale Erkältungen gibt.
Und die Kleinsten unter uns müssen das erst lernen.