Soziale Medien: Blick hinter eine oberflächliche Fassade
Von Laila Docekal
Sozialen Medien wird oft vorgeworfen, oberflächliche Plattformen für eine vermeintlich heile Welt zu sein. Idyllische Urlaubsfotos, romantische Pärchenposen, Bilder von mehr oder weniger ansprechend drapiertem Essen. Dazwischen ein paar süße Tierchen und Videos von lustigen Hoppalas oder Streichen.
Doch diese Plattformen haben auch eine sehr dunkle Seite – wenn man bereit ist, hinzusehen. Gemeint sind damit nicht die politischen Extreme, die sich in ihren Informationsblasen zu höchster Aufregung klicken. Gibt man auf der Foto-Plattform Instagram den Hashtag #depression an, werden 24 Millionen Beiträge angezeigt. So oft haben Menschen Fotos oder Videos gepostet, mit denen sie sich zu diesem Thema äußern wollten. Manchmal schüttet jemand sein Herz aus, manchmal sind es aufmunternde Sprüche. Sehr oft geht es den Menschen darum, in ihrer Situation gesehen und verstanden zu werden. Und ganz oft berichten Betroffene davon, wie sie es geschafft haben, ihr Tief zu überwinden und aus der Krise herauszufinden.
Bevor die Beiträge angezeigt werden, fragt die Plattform den Nutzer, ob man eine schwierige Zeit durchmacht und Hilfe braucht. Wer den Hilfe-Button anklickt, bekommt den Tipp, mit einem Freund oder einer Freundin zu sprechen und die Telefonnummern von Anlaufstellen wie „Rat auf Draht“ (147) oder der Telefonseelsorge (142) werden angezeigt. Zum Schluss gibt es Tipps, die einem helfen sollen, sich besser zu fühlen – etwa ein Spaziergang an der frischen Luft oder Atemübungen.
Die Plattformen versuchen ihre Verantwortung wahrzunehmen, es ist aber viel Bewusstseinsarbeit nötig: Solche Beiträge können Betroffenen helfen, sich weniger alleine zu fühlen. Vielleicht zeigen sie manchen, dass es Licht am Ende des Tunnels gibt. Doch am Ende ist auch diese Hilfe nur oberflächlich und kann professionelle Unterstützung nicht ersetzen.