So weit wie das Meer und so tief wie der Wald
Von Laila Docekal
An der Wohnzimmerwand einer Freundin hing lange eine Wandtapete, auf der die Sonne im Meer untergeht – klingt altbacken, aber Wandtapeten gelten inzwischen ja wieder als trendy. Jedenfalls konnte man kaum Zeit vor dieser Wand verbringen, ohne sich irgendwann in Strandsehnsüchten zu verlieren. Aufs Meer zu schauen, tut einfach gut.
Und das ist nicht nur ein Bauchgefühl, sondern wurde inzwischen sogar von Forschern belegt. Kürzlich zeigte eine riesige Studie in 14 Ländern mit über 14.000 Teilnehmern, dass sich Menschen, die in Küstennähe leben oder regelmäßig dort Urlaub machen, deutlich gesünder fühlen. Dass Menschen mit Lungen- oder etwa Hautproblemen zur Kur ans Meer geschickt werden, war im 17. und 18. Jahrhundert durchaus üblich und wird erst in den vergangenen Jahren von der Medizin wieder vermehrt genutzt.
Als Einwohner eines Binnenlandes könnte man sich jetzt denken: Pech gehabt! Aber auch Binnengewässer wie Seen und Teiche sollen sich positiv auswirken – wie sehr, ist noch Gegenstand der Forschung.
Doch nicht nur das Meer tut Körper und Geist gut, Wissenschafter haben sich auch mit den Effekten von Grünblick auf die Gesundheit beschäftigt. Und da kam in einer britischen Studie heraus, dass Grünflächen in der Nähe der Wohngegend das Verlangen nach Genussmitteln wie Alkohol, Zigaretten und ungesundem Essen reduzieren. Dänische Forscher fanden bei Menschen mit grünem Umfeld ein deutlich reduziertes Risiko für psychische Erkrankungen. Kein Wunder also, dass Waldbaden in den vergangenen Jahren immer mehr in Mode gekommen ist. Damit ist nicht gemeint, im Wald schwimmen zu gehen, sondern in die Natur einzutauchen und sie mit allen Sinnen zu spüren.
Für diese Erfahrung haben wir es in Österreich immerhin nie weit. Und das ist allemal besser, als auf eine Wand zu starren.