Meinung/Mein Tag

Sachertorte: Geschmeidige Bewegungen aus dem Handgelenk und verbrannte Finger

 Ihr Kolumnist ist kein Kostverächter. Deshalb landet so einiges auf seinem Tisch. Zuletzt kam er in den Genuss einer „Julia“-Torte, benannt nach der Retzer Bezirksrichterin, die Christiane Hörbiger in der gleichnamigen Serie (Zusatz: „Eine ungewöhnliche Frau“) verkörperte. Die Torte war jedoch überraschend gewöhnlich, der Teig etwas zu trocken, die Creme etwas zu cremig, rundherum Marzipan.

Da greift er lieber zur Sachertorte. Dass er dieser Tage mit einer originalen Sacher-Schürze beschenkt wurde, hat damit nichts  zu tun. Nein, die Torte wird am Montag 190 Jahre alt, zugleich begehen wir den alljährlichen „Internationalen Tag der Sachertorte“.

Die Torte teilt sich den Tag mit dem Krampusfest, dem Welttag des Ehrenamts, dem Internationalen Bodentag (im Vorjahr huldigten wir dem Tonboden, 2018 dem Alpinen Felshumusboden – nur, um Ihnen einen Eindruck zu vermitteln) und dem thailändischen Vatertag. Davon kann man halten, was man will. Aber keiner davon ist so schmackhaft wie der Sachertorten-Tag.

Das Original-Rezept ist  streng geheim,  der Kolumnist gibt das seinige freigiebig weiter: 240 g handwarme Butter mit 120 g Staubzucker schaumig rühren, nach und nach 12 Dotter unterrühren, 240 g erwärmte Schokolade beigeben. 12 Eiklar mit 120 g Kristallzucker zu festem Schnee schlagen und gemeinsam mit 180 g Semmelbrösel unter den Abtrieb heben. Das verlangt Liebe, Vorsicht und eine geschmeidige Bewegung aus dem Handgelenk.

Bei 180 Grad (Ober-/Unterhitze) für 60 Minuten backen, langsam (!) abkühlen lassen. Durchschneiden, mit Marillenmarmelade füllen und hauchdünn rundherum bestreichen.

Dann folgt die Sacherglasur: 300 g Staubzucker, 250 g Schokolade und 120 g Wasser unter Rühren auf 104 Grad erhitzen und „zum kurzen Faden“ kochen. (Wenn Sie eine Fingerspitze eintauchen, sich gehörig verbrennen und die Glasur zwischen Daumen und Zeigefinger einen kurzen Faden zieht, ist es richtig.) Weiterrühren und im kalten Wasserbad abkühlen lassen, bis sie eine dickliche Konsistenz hat – und ab auf die Torte.

Hätte sicher auch Christiane Hörbiger geschmeckt.