Pfiat di und baba, Haushaltsharmonie!
Einst lebte ich in einer sauberen, ruhigen, geordneten, ja ordentlichen Wohnung. Es herrschte Haushaltsharmonie. Gefühlt liegen Lichtjahre und real drei Kinder zwischen jenem Paradies und dem Status quo. Mit jedem Kind mehr galt es, die eigenen Ansprüche an den Zustand des Zuhauses weiter herunterzuschrauben. Die Alternativen wären gewesen: putzen, schimpfen, wieder putzen und wieder schimpfen. In Dauerschleife.
Harte Knochenarbeit
Was machen die Bügelperlen in der Zuckerdose? Warum stolpere ich auf den Stufen über einen Bücherberg? Worauf warten die dreckigen Socken da im Eck und warum klebt blitzblaue Knete im neuen Teppich? Ich gestehe, je nach Stimmungslage und Tagesverfassung schaffe ich es mal besser, mal schlechter, diese Haushaltsdisharmonie zu ertragen. Wir sind keine Messis, wir sind stinknormale Eltern, die versuchen, ihren stinknormalen Kindern ein Mindestmaß an Ordnung beizubringen. Wer Kinder hat, weiß, dass das Knochenarbeit und ein ständiger Balanceakt ist: Denn durchgehend meckern und ungut sein, ist keine Lösung. Gar nichts sagen aber auch nicht.
Kein Geflöte mehr
Wenn zum 372. Mal die Müslischüssel wieder nicht in den Geschirrspüler findet, flöte ich nicht mehr in schönstem Konjunktiv: „Mein allerliebster Augenstern, wäre es dir unter Umständen eventuell vielleicht möglich, dein Geschirr abzuräumen?“. Sicher nicht. Was ich sage, fällt unter das Familiengeheimnis. Suchen Sie nicht in Erziehungsratgebern nach der Antwort.
Privileg des belebten Hauses
Was hilft? Beizeiten der Gedanke, dass alles temporär ist. Und dass es ein riesiges Privileg ist, in einem belebten, bespielten, benutzten Haus zu wohnen. Mit Menschen, die sich hier wohlfühlen und das auch dadurch zeigen, dass sie Wohnraum einnehmen. Und wenn ich mal wieder sudere über Dreck, Chaos und Co., sagt mein Mann: „In vier Milliarden Jahren frisst die Sonne die Erde. Dann ist es wurscht, ob gewischt ist oder nicht.“ So ein Perspektivenwechsel wirkt manchmal Wunder.