Manchen kann es nicht warm genug sein
Von Laila Docekal
Während die meisten Menschen sich an Tagen wie diesen nach kühlen Getränken sehnen, gibt es einen Menschen, der sich sogar bei über 30 Grad Außentemperatur eine Tasse Tee bestellt: Meine Mutter. Irgendwann einmal muss ich anfangen, den Gesichtsausdruck der Kellner und Kellnerinnen zu fotografieren, wenn sie ihre Bestellung ausspricht – im Café, im Pub, oder auch beim Minigolfen.
Die Teesorte ist meiner Mutter dabei weniger wichtig – in erster Linie geht es ihr um das heiße Wasser. Es scheint, sie braucht es einfach für ihr Wohlbefinden. Ob es rundherum minus 3 oder plus 30 Grad hat, tut nichts zur Sache. Das heiße Wasser braucht sie aber nicht nur innerlich. Es tut mir fast weh, Ihnen an Hitzetagen wie diesen überhaupt solche Bilder in den Kopf zu setzen, aber: Die beste Freundin meiner Mutter ist die Wärmeflasche – sie geht jeden Tag mit ihr schlafen. Auch heute.
Jetzt ist es raus.
Prinzipiell ist ja erwiesen, dass Frauen und Männer Temperaturen unterschiedlich empfinden. Das hat mit den Muskeln und dem Fettgewebe zu tun, aber auch mit den Hormonen – und generalisieren kann man das sowieso nicht. Wahrscheinlich kennt fast jeder schlanke Frauen, denen fast immer warm ist und umgekehrt muskulöse Männer, die leicht frieren.
Eine originelle Studie hat aber gezeigt, dass Frauen bei höherer Raumtemperatur besser denken können. Die Studienteilnehmer mussten bei Temperaturen zwischen 16 und 33 Grad diverse Denkaufgaben lösen. Frauen lieferten ab 30 Grad die besten Ergebnisse. Bei den Männern war es umgekehrt: Sie zeigten bei unter 20 Grad die beste Leistung, allerdings ließ ihr Erfolg bei steigenden Temperaturen nicht ganz so deutlich nach.
Das Resümee der Forscher ist übrigens, dass die Klimaanlagen in Büros zu kühl eingestellt sind. Das hätte ihnen meine Mutter auch sagen können. Sie kann Klimaanlagen nicht ausstehen.